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die Janki @dieJanki
, 24 tweets, 4 min read Read on Twitter
Wegen der Kommentare dazu möchte ich was anmerken:
Erstens benennt der Artikel ziemlich genau, warum es eben nicht so einfach ist, unterschwellig rassistische Anlagen für die Partnerwahl auszuschließen.
Zweitens ist der Begriff dafür Bias oder im deutschen oft: Prägungen.
Da unsere Gesellschaft systematisch rassistisch ist, ist es ein bißchen albern diesen Rassismus in der Prägung, die man als Kind in seiner Umgebung erfährt, als nicht vorhanden abzutun.
Auch Schönheit/ Attraktion/ Attraktivität als subjektiv empfundenen nicht-rassistischen Wert abzutun, ist mehr als kurz gedacht.
Erfordert halt, dass man sich damit mal auseinandersetzt und keine Angst hat zu entdecken, dass man selbst von Prägungen betroffen sein kann.
Im Video "Dolls" (Teil einer Untersuchung) wird gezeigt, wie schwarze und weiße Kinder ihren Begriff von Schönheit, Güte, Bösartigkeit oder Schlechtheit im Umfeld lernen und den auf Hautfarbe übertragen.
Schwarze und weiße Kinder bezeichnen übereinstimmend schwarze Puppen als "häßlich", "böse", "gemein" usw., während sie die weißen Puppen als "schön", "gut" und "lieb" bezeichnen.
Das liegt daran, dass soziale Begriffe wie Schönheit oder sozial normative Werte wie Güte eben sehr wohl konstruiert sind und nicht aus individuellem Empfinden entstehen.
Und Sprache ist verlaut-/bildlichte soziale Norm.
Was welches Wort bedeutet ist willkürlich, 1 Wort bekommt s. Bedeutung durch Übereinkunft d. Sprecher. Zur Sprache wird es durch Übereinstimmung&Weitergabe. Schönheit ist erstmal ein leeres Wort, was es bedeutet entspricht der Übereinkunft der Sprecher einer Sprache.
Das impliziert immer auch Wertung.
Wenn Kinder von ihren Eltern Sprache lernen, lernen sie auch die Konnotationen und Denotationen der benutzen Worte von ihren Eltern.
In Sprache manifestiert sich die Weltsicht, deswegen sträuben so viele sich so vehement dagegen,
dass Ihnen Begriffe wie "Zigeunerschnitzel" madig gemacht werden. Weil sie einer immanenten Wertung entsprechen, die nicht in Frage gestellt und vor allem nicht aufgegeben werden will.
Schwarzen Kindern wird von Geburt an in ihrem gesamten Umfeld klar gemacht, dass sie nur auf Grund ihrer Hautfarbe/ Zugehörigkeit zu einer ethnisch (heterogenen!) Gruppe allein schon nicht für "Schönheit" oder "Güte" qualifiziert sind.
Weil sie keine positive Repräsentation
Ihresgleichen in Medien/ Spielzeug/ Literatur/ Kultur erfahren& die eigenen Eltern davon noch wesentlich mehr geprägt sind, also keinen derartigen Selbstwert vermitteln können. Wie sollen Teile e. i. ganzen abgewerteten Gruppe individ. komplett anders einwirken?
"Wir" empfinden Menschen anderer Hautfarbe nicht nur deshalb als weniger attraktiv, weil wir "nur nach Gleichem schauen" oder "eben so sind", sondern weil wir unhinterfragt Prägungen leben und diese weitergeben. Weil es viel zu wenige Repräsentationen von Vielfalt gibt.
Jedes erkennbar muslimische Model erscheint als Speerspitze der Diversität, "normal" sind sie noch lange nicht. Warum kennen wir vielleicht 3/4 schwarze Models? Weil sie -in "unserer" Welt der Zentrierung auf weiße Merkmale für "Schönheit"- so extraordinär sind.
Wer in einem dating-Portal Ethnien ausschließt, tut das nicht, weil er "nur" Präferenzen hat. Niemand kann mir erklären, dass er ganze Heerscharen v. Menschen "zufällig" gleicher Ethnie unattraktiv findet und das ganz ohne Prägung oder internalisierte Clichées und Vorurteile.
Wenn Schönheit und Attraktion tatsächlich so individuell, unabhängig von Prägungen wäre, könnte man ja alle auf sich zukommen lassen und dann von Fall zu Fall entscheiden.
Ohne Herkunftsangabe oder ethnische Zugehörigkeit (in der eine soziale Zugehörigkeit leider
immer noch sehr schnell impliziert ist!) wäre es vielleicht möglich, irgendwann zu merken, dass man auf einen bestimmten Typ "einfach nicht steht".
Aber genau das tun ja die meisten nicht, sondern schließen auf Grund innerer Prägungen eben schon weit vorher aus.
Dabei gibt es unglaublich viele unglaublich schöne/ attraktive Menschen überall. So man sie denn sehen will.

Sex. Anziehung, die auf Hormonen/ Pheromonen (Fakten!) basiert, hat nichts mit Hautfarbe/ Ethnie zu tun. Der Körper reagiert nicht a Hautfarbe, sondern a Kompatibilität.
I Gehirn entsteht durch unbewusste Geruchsaufnahme, vis. Wahrnehmung v Gesundheit & Hormonreaktion sex. Anziehung, evolutionär darauf aus, möglichst gesunde Nachkommen zu zeugen, m möglichst großer DNA-Range. Würde das Gehirn biologisch entscheiden, gäbe es keine Diskussion.
Erst durch Prägung und internalisierte Normen, Wertungsmuster und Glaubenssätze entsteht eine Präferenz, deren Grundlage immer auch durch die Haltung d. Eltern u. soz. Umgebung entsteht. (Gleiches gilt für queere Beziehungen/ Reaktion auf Orientierungen!)
Nicht Liebende haben ein Problem, sondern die Gesellschaft, die sie umgibt. Und genau das ist es, was angebliche "nur" Präferenzen verstärkt und zementiert.
Nicht multiethnische Kinder haben ein Problem, sondern die Gesellschaft der Eltern. Nicht Kinder queerer Eltern erleben
die Orientierung ihrer Eltern als komisch oder "anders", sondern die umgebende Gesellschaft.
WoC (insbes. queer/ disabled) sind nicht am schlimmsten marginalisiert, weil sie das Problem sind. Die umgebende Gesellschaft ist es.
Rassismus ist genauso Teil vom Patriarchat des alten, weißen Mannes, wie Sexismus.
Jeder, der darin aufwächst, hat Prägungen. Also wir alle.
Die sich dann im schlimmsten Fall in Diskriminierung der eigenen Gruppe äußern (Women for Trump; PoC/ Juden in der AfD).
Es ist für das Vorankommen einer gerechten Gesellschaft wichtig, sich dem zu stellen, auch wenn man nicht immer aus seiner Haut/ seinem bequemen Privilegierten-Lager raus kann. Aber es zumindest hinnehmen oder anerkennen sollte doch drin sein.
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