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Noch einmal ganz grundsätzlich zum Thema Computer, Internet und Urheberrecht. Warum stehen diese Dinge immer wieder im Konflikt?

Computer (und damit auch Smartphones) sind Kopiermaschinen. Ihre wesentliche Eigenschaft so wie die meisten Menschen sie heute ...
... nutzen, ist es, Informationen ohne Qualitätsverlust zu kopieren und weltweit, nahezu ohne Kosten und Zeitverzögerung, zu verbreiten. Das Urheberrecht hat seine Wurzeln in einer Zeit, als es erstmals möglich wurde ...
... massenhaft dank der damals aufkommenden Kopiermaschinen – den Druckern – kommerziell und industriell zu kopieren. Das Urheberrecht sollte die Werke der Kreativen vor den wenigen Besitzern von Kopiermaschinen beschützen. Heute sind wir alle ...
... Besitzer solcher Kopiermaschinen. Das Urheberrecht kennt aber nur wenige Ausnahmen für den Privatgebrauch. Wenn ich ein Foto bei Facebook poste, das ich im Netz gefunden habe, bin ich im Prinzip zunächst mal genau so in der Haftung wie ein Verlag ...
... der ein geklautes Foto in ein Buch druckt und massenhaft und mit Gewinnstreben verbreitet. Und ich werde sogar theoretisch zum Mitstörerer, wenn ich ein Foto o.ä. durch Retweet weiterverbreite, dessen Rechte nicht beim Poster liegen.
Mini-Exkurs: Schon die Art wie Computer technisch funktionieren birgt Konfliktpotenzial: Wie kommt ein Bild vom Server auf den Bildschirm meines Smartphones? Richtig: Meine Mini-Kopiermaschine zieht sich eine Kopie für den lokalen Zwischenspeicher.
Wenn immer wieder vom Internet als rechtsfreien Raum die Rede ist, ist das einerseits dumm und falsch, denn jeder der Hunderttausenden (?) Deutschen, die schon mal eine Internet-Abmahnung im Briefkasten hatten, kann bestätigen, dass das nicht der Fall ist.
Aber es ist auch ein bisschen was dran: Ohne das weitgehende Ignorieren insbesondere des strengen kontinentaleuropäischen Urheberrechts gäbe es das Internet in Europa in dieser Form nicht.
Es wäre ein Internet ohne Memes und wenn jeder Twitter-Nutzer sich vor jedem Retweet darum kümmerte, ob der Autor des Tweets auch die Rechte z.B. am eingebundenen Bild hätte, würde den Dienst wohl kaum jemand nutzen – oder zumindest nicht so.
Eigentlich ist die Entscheidung relativ einfach: Wir könnnten versuchen das Internet an ein Urheberrecht anzupassen, das aus einer Zeit stammt, in der wenige Verlage Kopiermaschinen besaßen. Oder wir versuchen das Urheberrecht an eine Realität anzupassen, in der ...
... jeder eine Kopiermaschine immer in der Tasche trägt. Ich plädiere für Letzteres.
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