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#BahnCard100, Tag 69. Anzeige am Bahnhof: RE 7 nach Kiel fährt pünktlich. DB-Navigator: RE 7 fährt nur bis Bordesholm und abweichend zehn Minuten später — zeigt aber zusätzlich Echtzeitinformationen an, dass der Zug pünktlich unterwegs wäre.
23:50 Uhr: RE 7 rollt ein. Behauptet bis Kiel zu fahren, fährt aber nur bis Bordesholm. Behauptet im Bereich B bis D zu halten, steht aber im Bereich A bis B.
Und der Schienenersatzverkehr nimmt natürlich keine Fahrräder mit. Weil ich aus Erfahrung weiß, dass die Fahrer lieber ihren Bus leer nach Kiel fahren als ein zusammengefaltetes Faltrad mitzunehmen, sind heute Nacht wohl noch anderthalb Stunden Radeln angesagt.
Aber lieber in Bordesholm nicht mitgenommen werden als in der Wildnis zwischen Wrist und Neumünster wie vor ein paar Monaten.
In Pinneberg stehen wir nun erst einmal. Vielleicht 15 Minuten, vielleicht auch länger, wer weiß das schon. Der Zug vor uns brauche aufgrund einer Signalstörung knappe 45 Minuten.
Im Wagen nebenan wird derweil die Lautstärke aufgedreht. Die Zugbegleiterin nimmt es gelassen und sorgte lediglich dafür, dass sich die Betrunkenen wieder anziehen.
Derweil werden wieder die Toiletten zum Rauchen aufgesucht — obwohl wir immer noch in Pinneberg am Bahnsteig stehen und man theoretisch wenigstens bei offener Tür mit einem Fuß in der Lichtschranke rauchen könnte. Aber immerhin wird nicht direkt im Wagen gequarzt.
Es gab mal eine Zeit, in der für so etwas in den Toiletten Alarmanlagen eingebaut waren. Aber entweder haben findige Raucher die Dinger überklebt oder die Sensoren wurden wegrationalisiert.
Ah, ja. Noch weitere 45 Minuten mit besoffenen Rauchern in einer gut gefüllten Bahn.
In Wagen 2 sind wir bei Helene Fischer angekommen. Leider wird dieses rücksichtslose Verhalten seitens des Zugpersonals geduldet, weil man aus nachvollziehbaren Gründen lieber die nüchternen Fahrgäste verprellt als Besoffene weiter zu verärgern. Letztere schlagen nämlich zu.
Weiter geht’s mit mittlerweile 40 Minuten Verspätung. Mal sehen, wie es weitergeht.
Ankunft in Elmshorn. Per Lautsprecherdurchsage wünscht man uns einen schönen Abend und weiterhin eine schöne Fahrt.
Die Fahrgäste, die hier umsteigen, verpassen ihre Anschlusszüge und sitzen ewig in Elmshorn fest.

Die Fahrgäste, die mit diesem Partyzug weiter nach Neumünster müssen, werden auch keine schöne Fahrt genießen können — außer sie haben bereits mehrere Promille intus.
Hier sind die lieben Betrunkenen gerade im Begriff aus dem Zug zu pissen. Die denken glücklicherweise, der Zug führe noch weiter bis Kiel und bleiben sitzen.
Ich darf dieses Mal sogar mit Faltrad einsteigen. Endlich klappt während dieser Fahrt hier mal was.
Der RE 7 düst derweil zurück nach Hamburg. Die Hälfte der Besoffenen feiert im Zug weiter, die andere Hälfte kifft jetzt den Schienenersatzverkehr zu.
Es könnte schlimmer sein. Aber um Ruhe sollte man lieber nicht bitten, sonst gibt’s am Ende womöglich direkt die Faust in die Fresse und man verlässt den Bus in der Kiste.
Tja. Alle sind genervt, aber niemand traut sich etwas zu sagen, weil jeder weiß, dass das in einer Beulerei endet — und sich die nüchternen Fahrgäste brav heraushalten werden.
Unglaublich rücksichtslose Menschen. Aber weil die volltrunken und entsprechend aggressiv sind, traut sich niemand die lieben Feierwütigen in der Pampa auszusetzen. Ein längerer Fußmarsch könnte sicherlich den Alkoholpegel senken.
Ah, der Fahrgast neben mir wählt übrigens @AfD, damit solche „arbeitsscheuen Kreaturen” einer sinnvollen Beschäftigung zugeführt werden. Tja.
Der Begriff „arbeitsscheu” ist übrigens historisch vorbelastet: sqi.be/n3t2a
Angekommen in Kiel. Die Besoffenen haben sich ernsthaft noch beim Busfahrer beschwert, dass er ihnen nicht ein Taxi nach Hause bezahlt und mit Konsequenzen gedroht — nachdem sie ihm den Bus vollgeraucht haben.
Und jetzt latschen sie ernsthaft zur Information, um sich noch mal zu beschweren — glücklicherweise schließt die um 22 Uhr. Und als ob die jetzt Geld zurück oder ein Taxi bekämen. Besauft euch halt nicht und reißt euch zusammen.
Es ärgert mich auch neun Stunden später noch, dass sich womöglich jemand bei der Bundesbahn erbarmt, den armen Menschen ein Taxi zu bezahlen, weil sie aufgrund der Verspätung des Schienenersatzverkehrs, die sie selbst verursacht haben, ihren Bus verpasst haben.
Erst den Zug auseinandernehmen, dann den Schienenersatzverkehr auseinandernehmen, aber dann anfangen zu weinen, weil der Anschlussbus nicht gewartet hat? Ich krieg hier echt gleich zu viel.
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