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Industrien sind Kapitalien. Da die anthropogenen Klimafolgen, monetär wie alltäglich (in der Lebensweise), summarisch von Lohnbezieherinnen getragen werden, handelt es sich bei der aktuell anstehenden, nicht mehr nur mittelfristigen, sondern kurzfristigen sozialen Transformation
um eine Umgestaltung pro Kapital. Das ist zuforderst kein moralisches Resümee, es ist ein gesamtgesellschaftliches.
Einzelkapitalien werden, auch in Kartellen und Konsortien, das heißt auf einer hohen Stufenleiter weltweiter Kooperation, ihre Akkumulation von Kapital zwangsläufig der kapitalistischen Produktionsweise geschuldet erhöhen müssen. Sie stehen in Konkurrenz zueinander,
trotz ihrer Zusammenschlüsse. Sie planen und betreiben Zukunftsforschung. Das heißt: Sie müssen Profit "machen". Dazu ein Exkurs in Karl Marx' Vortragstext "Lohn, Preis und Profit" für die I. Internationale im Juni 1865. Zitat: "Der Wert einer Ware ist bestimmt durch das
in ihr enthaltne Gesamtarbeitsquantum. Aber ein Teil dieses Arbeitsquantums ist in einem Wert vergegenständlicht, wofür in Form des Arbeitslohns ein Äquivalent, bezahlt, ein Teil jedoch in einem Wert, wofür kein Äquivalent bezahlt worden ist. Ein Teil der in der Ware
enthaltnen Arbeit ist bezahlte Arbeit; ein Teil ist unbezahlte Arbeit. Verkauft daher der Kapitalist die Ware zu ihrem Wert, d.h. als Kristallisation des auf sie verwendeten Gesamtarbeitsquantums, so muß er sie notwendigerweise mit Profit verkaufen. Er verkauft nicht nur, was
ihm ein Äquivalent gekostet, er verkauft vielmehr auch, was ihm nichts gekostet, obgleich es die Arbeit seines Arbeiters gekostet hat. Die Kosten der Ware für den Kapitalisten und ihre wirklichen Kosten sind zweierlei Dinge. Ich wiederhole daher, daß normale und
durchschnittliche Profite gemacht werden durch Verkauf der Waren nicht über, sondern zu ihren wirklichen Werten." Ich gehe davon aus, dass das Klima ein globaler ökologischer Zustand ist, der "systemisch" gesehen ökonomisch betrachtet werden muss. Klima wäre damit ein
soziales Produkt. Im Kapitalismus wäre Klima Ware. Es ist nicht ganz gestattet, aber Umformulierungen bringen Aspekte hervor. Darum: »Das Klima der globalen Gesellschaft, in welcher kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung".«
Profite sind die Differenz vom Kostpreis zum Preis für die Ware Klima. Der Preis wird aber nicht künstlich draufgeschlagen, denn Ware wird prinzipiell (d.h. mit Außnahmen) zu ihrem Warenwert verkauft. Der Wert der Ware wird im Wesentlichen, also faktoriell <auf einen
erzeugenden Faktor beziehend>, mit bezahlter Arbeitskraft und unbezahlter Arbeitskraft hergestellt. Der Kostpreis für die Ware setzt sich zusammen aus dem Lohn für die Arbeitskraft und den Preisen für Rohstoffe und den Preisen Maschinen, die für die Herstellung der Ware
notwendig sind. Ein neuer Wert eines Produkts entsteht, wenn dieses aus Rohstoffen mit Arbeitskraft an Maschinen (oder Werkzeugen) erzeugt wurde. Die Arbeit(skraft) erzeugt ein Mehrprodukt. Der Lohn nun wird *nicht* gemäß dieses neuen Werts gezahlt. Die Arbeiterin arbeitet eine
zeitlich meßbare Größe und gemessen am Neuwert (etwa in € ausgedrückt) der Ware _unbezahlt_. Beim Verkauf der Ware geht der Neuwert – auch Mehrwert genannt – in Form von Geld an den Kapitalisten, welcher der Eigentümer der Maschinen und der Rohstoffe ist.
Der Wert und der Profit sind also ausdrückbar mit der Form Geld. Dieses Geld muss in ein sichtbares oder zählbares Kapital umgewandelt werden, in Maschinen, Rohstoffe, oder auch Immobilien, in Gold, Firmenanteile, anderes Geld. Kapital meint aber immer ein Verhältnis.
Zum Beispiel das Verhältnis der Empfängerin von Lohn zur Ware und zum Kapitalisten, von Neuwert zu Altwert, von Kapital zu Kapital. Die Arbeit(skraft) der Empfängerin von Lohn, der Arbeiterin, hat einen Preis, das ist der Lohn, der ebenso auf den Preisen anderer Waren beruht,
etwa wieviel Wohnen oder Ernährung oder die Ausbildung der Arbeiterin kosten oder gekostet haben.
Der Kapitalist kann eine gesichtslose Firma sein oder der Bäcker an der nächsten Ecke oder der Hersteller von Solaranlagen. Der "Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufspreis über ihrem Kostpreis
liegt ..., wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht." (Marx im _Kapital_ Band 3) Profit ist für jeden Kapitalisten basics. Ohne dieses Mehr wird er am Markt nicht bestehen. Das ist ein struktureller Zwang und
nicht allein ein Interesse, welches man fundamental im Rahmen dieser Produktionsweise ändern könnte. Steigert der Kapitalist seinen Warenausstoß, durch effizientere Herstellungsmethoden, wird er einen Preisvorteil und damit einen Profitvorteil erlangen können, weil die Menge
der verkaufbaren Ware steigt und damit die Summe der Warenwerte, die er in Form von EURO in der Regel zurückerhält. Es sei denn die Ware landet auf dem Müll oder in Mägen von Kunden der Tafeln. Dann garantiert ihm die schiere Masse der Produkte als Ware noch den Profit.
Er kann aber auch den Preis (der Ware) Arbeitskraft senken, um den Profit zu erhalten. Behält er Lohn ein, sinkt der Kostpreis für die Ware und es steigt der Profit. Der gesteigerte Warenausstoß für Profit ist Überproduktion. Es wird gesamtgesellschaftlich mehr produziert
als die Gesellschaft aufnehmen, als sie konsumieren kann. Der Eigentümer der hergestellten Ware, der Kapitalist, ist als sog. Produzent der Ware und Vertreter der Industrie mit allen anderen sog. Produzenten privater Konsument von global-sozial vorliegenden Naturressourcen,
die erst in Eigentum und damit kaufbare Ware verwandelt werden mussten. Dieser Konsum von Naturressourcen in der Überproduktion erzeugt klimaschädliche Gase in einer meßbaren Größe, die auf die Natursysteme "maßlos" wirkt, die also als destruktiv bezeichnet werden muss.
Zusammen mit der dem Profit ebenso zwangsläufig einhergehenden Überproduktion von Waren, werden die "Grenzen des Wachstums", die der Club of Rome aufzeigte, zwar von reinen "Klimatikern" als naturale Origination gedacht, d.h. als von naturaler Herkunft und naturalen Ursprungs,
diese Grenzen sind aber die Grenzen der Industrie und der Gesellschaft, oder genauer: Es sind die Grenzen der kapitalistischen Produzenten und den Lohnarbeiterinnen.
(Korrektur: der Lohnarbeiterinnen.) Besteht weiterhin Überproduktion für den für das Überleben der kapitalistischen Industrie absolut, d.h. nicht verhandelbaren notwendigen Profit, das heißt, werden die Naturressourcen weiterhin destruktiv industriell konsumiert, weil
diese Produktionsweise Überproduktion zeitigen muss und damit auch eine (gar nicht zu leistende) Überkonsumtion auf der Verbraucherseite, wird sich in der Aporie – mit unüberschaubaren Wenns und Abers und ohne Lösung – dieser Produktionsweise weiterhin Klima
"als Ware" darstellen und damit irreversibel geschädigt werden. Es besteht eine Art "Feedbackschleife" von Konsum und Produktion. Der Springpunkt der herrschenden Ökonomie ist aber die Disbalance beider, wobei sich die Produktion als entscheidende Größe erweist.
Produktion produziert den Konsumenten und nur da wo der Wert der Ware nicht realisiert werden kann, z.B. in Form von Geld, wird die Produktion von Warenwert umgestellt oder abgestellt. Sie wird aber kapitalistisch nie ganz, in Totalität, abgestellt. Sie kann nur ohne das
massenhafte Überprodukt gesamt-gesellschaftlich CO2-relevant werden. Jedes "Eco" wäre Greenwashing ohne die Aufhebung des Verhältnisses der Konsum-Produktions-Gesellschaft im Strukturdynamikzwang, bei dem Profit "der Teil des Mehrwerts" heißt, der dem
industriellen Kapitalisten zufällt, der aber das "Eco" aus Löhnen bezahlen lässt. Der Staat verfährt übrigens ebenso. Er lässt alle sozialen Kosten (ökologischer Umbau, Sozialleistungen, medizinische Versorgung, Rente usw.) aus Löhnen bezahlen. Die Anteile aus den Profiten, die
dieser einfordert, sind ja auf der Basis unbezahlter Arbeit entstanden und ein "Produkt" der Arbeiterinnen. Ein Profit als allgemeiner Benefit, der allein ökologisch und sozial bemeßbar wäre, würde das mörderische Verhältnis mit den Konsequenzen des "Ökozids" und des
"generellen Genozids", den im globalen Durchschnitt tödlichen Arbeits- und Lebensverhältnissen, beenden. Wenn der Produzent-Kapitalist nur der so genannte Produzent des Mehrprodukts ist, weil die Arbeiterinnen die eigentlichen Produzent sind,
dann ist die realistische Perspektive auf den Klimawandel damit angedeutet.
Yelena Simc
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