Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, gegen Antisemitismus helfe vor allem mehr Bildungsarbeit. Nur sind antisemitische Ressentiments auch bei denjenigen, denen es an Bildung gewiss nicht mangelt, seit jeher weit verbreitet. 
Antisemitismus ist nicht einfach eine Folge mangelnder Bildung, und einen Antisemiten durch »richtige Fakten« aufklären und zur Vernunft bringen zu wollen, ähnelt deshalb häufig dem Versuch, einem Tier das Sprechen beizubringen.
Denn zum einen halten sich Antisemiten ja gerade nicht für aufklärungsbedürftig, sondern sie sind davon überzeugt, die Welt vollkommen adäquat wahrzunehmen, die richtigen Konsequenzen aus den »Fakten« zu ziehen und darüber hinaus ...
... geheime Zusammenhänge und Verbindungen zu erkennen, die sonst niemand sieht, weil die Juden sie kraft ihrer unheimlichen Macht ja verschleiern. Zum anderen handelt es sich beim Antisemitismus nicht bloß um eine falsche Wahrnehmung der Juden ...
... sondern um eine Weltanschauung, die auf einer lupenreinen Projektion basiert. Der Antisemitismus ist ein Ressentiment, das sich gegen Ideen, Vorstellungen und Prinzipien wendet, die der Antisemit in den Juden verkörpert sieht.
Diese Ideen, Vorstellungen und Prinzipien versucht er auszulöschen, indem er die Juden auslöscht. (Im Übrigen hatten die Burschenschaften schon in den 1920er-Jahren einen »Arierparagrafen«. Und denen mangelte es gewiss auch nicht an Bildung.)
