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Der #Tatort hat darum eine proto-völkische Funktion, weil er alle inkludiert, die zusehen, alle vom Tanz ausgeladenen Andersseher quantitativ zu Unwissenden degradiert. Die TV-Serie reinstalliert imaginär seit Jahrzehnten wiederholt Polizei als Korrektiv,
pädagogische Truppe, Moralstation, klare oder widerspruchsvolle Lösung. Immer am Kapitalverbrechen und immer förderalistisch arbeitet der "Tatort" den Mord zur genießbaren Bedrohung (Thrill) und die Bundesrepublik (Förderation) auf. Darum funktioniert er staatstragend.
Er imaginiert Polizei zur Instanz von "police" (Überwachung der Subjekte und des Subjekts schlechthin). Polizei hat aber Eigeninteressen. Das machte die Rote Hilfe in Kassel nachvollziehbar. (Foto: Plakat Rote Hilfe, Juni 2019)
In #Kassel seien die Menschen, wie sie wirklich sind, kolportierte die örtliche, tendenziell reaktionäre Tageszeitung rund um den Kasseler Tatort im letzten Mai. Für den ab 1945 degradierten, nun langsam ökonomisch zuende geboomten Stadtmythos eine Wohltat.
Alle Augen auf die LED-Videowand! Das Public Viewing des #Tatort ("Das Monster von Kassel") war privat, wer unter freiem Himmel im Park gut gucken wollte, musste zahlen. Tatsächlich fand in Kassel Monate zuvor eine Vorpremiere statt. Ausstrahlung, Sendung und Gemeinschaftlichkeit
werden so in eine Lokal-Identität verstärkt. Man erkennt sich in den geografischen Fehlern der Schnitte von Ort zu Stelle und möchte sich nicht erkennen in der zerstückelten Leiche, der Mörderin oder dem Mörder.
Milieu ist für die Serie #Tatort Spielort und Tourismus, in diesem Fall die Villa eines Verdieners aus dem Hotel-Consulting. Der Schauer sieht Schichtenzugehörigkeit. Er sieht wo der Mörder herkommt und später wo er hingehört: In den über den Klassen stehenden Knast.
(Screenshot: sw, ARD) Aber im Blicken auf die Orte wird so ein angestrahltes Publikum erst, zur Quote vereint, als sei es kollektives Anliegen. Die Schichten werden porträtiert, so dass sich jeder finden kann. Luc Boltanskis Aufklärungsansatz der Kriminalgeschichten, der Bedarf
an Erklärung wird "gerecht" bedient. Die Aufklärung der Tat ist jetzt Sache aller, auch derjenigen, die den Tatort gar nicht schauen. Ist der #Tatort darum demokratisch? Bürgerlich demokratisch, das kapitalistische Ich unter-haltend. Eine Gefahr, vermittelt im schlimmsten
Verbrechen, tödlicher, endender als das "Risiko" der unsicheren eigenen Verwertung, der unbezahlten Miete, des laufenden Kredits, kann genossen werden, weil das dem Alltag gegenüber noch Schlimmere im Gegensatz zu diesem rekonstruierbar wird. Fuer den Stadtumbau und
die Verwertungsareale konkurrierender Innenstädte (heute Dortmund, morgen #Kassel, nächste Woche Hamburg oder Wiesbaden) ein Werbefilm. Mord ist verstehbar, die City gehört dir - unverstanden - als dir verkaufte Ware, deren "Eigner" du als Bürger ja bist. Eine Fussgängerzone
für die Realisierung von Mehrwert, komplett bezahlt aus Löhnen, aus enteignetem Mehrprodukt. Ein Spektakel. Frau kann soweit gehen: der Tatort ist die kapitalistisch-demokratische Kopf-Polizei, ohne Indoktrination und mit nur subtilem Zwang. Furchtbar, was dieses oder jenes aus
Menschen macht. Zum Glück gibt es ja noch die echte Polizei. Der Unterschied von Fernseh- und Realpolizei ist den Schauerinnen bewusst. Die mediale Übertreibung oder Verdichtung des Fersehfilms bestätigt die Authentizität der wirklichen Kriminalen. Das Abenteuerliche im Krimi
entwertet die eigne Unsicherheit. Es kann immer noch schlimmer kommen. Sieh mal, der wird sofort hingerichtet. Aus der City, in Kassel eine Bezeichnung aus der Aera #HansEichel (SPD, Mitumsetzer von #HartzIV), hat die Gewalt gefälligst zu verschwinden.
Das ehemalige Gefängnis "Elwe" wurde zu Wohnungen umgebaut (Foto), an denen der TV-Jurist #ChristopherPosch verdient. Gegenüber der Standort von #QVC, man spricht Hochdeutsch, entlohnt billig. Wenn Fritz Lang für "Eine Stadt sucht einen Mörder" keine
Massenszenen mehr wollte, findet die sich selbst reinigende Gesellschaft, den Triebtäter verstehende und zugleich verurteilende, ihre Vertreter. Reiche wohnen verdient am Fluss, Posch erkämpft das Recht der Armen. Verbrechen hilft Polizei. Polizei ist, weil Verbrechen
ist. Punkt und Schluss. Das Endziel ist Endlösung. In "M - Eine Stadt sucht..." spricht Gustaf Gründgens, der spätere General-Intendant der Preußischen Staatstheater unter Göring die entsprechen Worte: Das muss weg. Lang nimmt hier 1931 das Eliminationstopic des Nazismus vorweg.
Der psychopatische Kranke und Mörder muss weg. Der Kindermörder, die unterste Stufe der Demoral, dort, wo kein Wille mehr kontrolliert ist, ist die Bedrohung des Volkes par excellence. Für das sich Kriminelle und Kriminale unmediatisiert in der Sache verbünden. Weil das
Psychopathologische die Normalität stört. Fritz Lang rettet 1931 die kapitalistische Demokratie "Weimarer Republik" mit dem Moment der Szene, in der Lynchjustiz am gesuchten und gefundenen Mörder durch die Polizei verhindert wird. Der exekutive Staat behält die Hoheit.
Als die Polizei der SA half, war ein #Tatort realer Morde im alten Polizeipräsidium in Kassel. In das Königstor 31 zog im Mai 1933 die Geheime Staatspolizei ein.
Die Topografie des Nationalsozialismus in Hessen vermerkt post-bürokratisch: "Die Gestapo-Dienststelle Kassel führte 1941/42 drei Judendeportationen durch." (lagis-hessen.de/de/subjects/id…) Langs Entwurf der Rettung der Republik war Illusion, seine Babelsberg-Kriminellen, die
den Mörder an die Politei ausliefern mussten waren keine guten schweren Jungs. Gründgens, der in Langs "Tatort" die Schwerkriminellen intellektuell vetritt, ist ihr Hitlergöbbelshimmler.
Vor solchen Vertretungen soll man sich hüten, sagt der Intellektuelle, der Massen und Klassen, Gruppen und Schichten nicht kennt. #LucBoltanski kennt im "Krimi" und auch sonst keine Klassen. Er argumentiert wie ein linker Thatcher, wie ein Soziologe ohne ökonomisch
Soziales. (Abb.: Boltanski. _Rätsel und Komplotte_, S. 261) Quote, Zuschauer, Volk werden abgelehnt. Übrig bleibt das Individuum, der Charakter. Staat und Polizei werden aufgehoben mit einem erdachten Realitätsprinzip ohne Unterwelt und ohne Hoheit.
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