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Lieber WDR, liebe @aktuelle_stunde, liebe andere Redaktionen,

ich habe mal versucht kurz zusammenzufassen, wie Redaktionen im Falle eines Shitstorms handeln sollten usw.

Wichtig ist vor allem: Kein Shitstorm ähnelt dem anderen. /1x
Ein Shitstorm ist schnell ausgelöst. Es können Worte sein, die einem nicht passen, Gesten oder manchmal auch einfach ein Like.

Fangen wir beim Opfer an: Dieses wird nicht willkürlich ausgewählt. Das muss schon in ein Raster passen – das sehr unterschiedlich ausfallen kann. /2x
Nehmen wir mal Danny Hollek als Beispiel. Er hat einen Shitstorm, weil er Oma als Nazisau „beschimpft“ hat? Das tat ich auch tbh und tue es jetzt wieder – weil hard facts. Aber Danny und mich unterscheidet etwas Grundlegendes: Er ist beim WDR und der WDR ist ja die aktuelle /3x
Zielscheibe. Also dann lieber auf ihn einschießen als eine Trulla, die bei der „Antifa“ ist. Zumal sich ein Shitstorm gegen jemanden vom ÖRR besser aufbauschen lässt –als gegen einen freien Journo als Beispiel. Letzteres würde beispielsweise dann ausgewählt, wenn alle anderen /4x
potentiellen Zielscheiben sich nicht als Opfer eignen.
(Dann gibt es natürlich noch zig Shitstorms, wo Frauen bessere Zielscheiben sind, idealerweise Migrationsgeschichte und vielleicht noch Muslima. Aber wenn ich jetzt damit anfange, finde ich nicht zum Ende.)

/5x
Das Opfer ist ausgewählt und nun muss die Geschichte natürlich groß gemacht werden. Wie das geht,hat @martinhoffmann wunderbar zusammengefasst:

Wirklich unbedingt lesen. Vielleicht versteht ihr dann besser,wie ihr besser mit so einer Situation umgeht. /6x
Womit wir zum eigentlichen Punkt kommen.

Der Angestellte (oder ein ganzes Team) ist nun also unter Beschuss. Es hagelt Kritik. Und der WDR hat ja schon sein Video sofort gelöscht und bewiesen, dass er dünnhäutig ist. Also wird der WDR bombardiert. /7x
Sippenhaft ist da das Schlüsselwort. Mitgehangen gleich mitgefangen. Einfach alle werden reingezogen, so wie es nur möglich ist. Sei es via Social Media, Email, telefonisch oder in Form einer Demo. Man setzt ein Zeichen und setzt sie so unter Druck. /8x
Jedes Handeln des WDR ist nun so enorm wichtig. Fangen wir mit dem Video an:

LÖSCHEN ist KEINE Lösung. Das ist ein Schuldbekenntnis. Man gibt den Hatern recht und sagt quasi,dass ihre laute Kritik berechtigt ist.Zumal das Video ohnehin schon zigmal kopiert wurde und nun von /9x
anderen Leuten verbreitet wird – und das kann sehr unterschiedlich sein. Rechtsextreme werden das komplett aus dem Kontext reißen und damit Politik machen. Da das Video beim WDR nicht mehr verfügbar ist, werden sich viele dazu genötigt fühlen, dann halt das zu teilen. /10x
Ergo schenkt man so Rechtextremen Reichweite.

Hasskommentare, ohne Ende Hasskommentare:

Die wichtigste Strategie der Rechtsextremen ist natürlich, unzählige Hasskommentare abzusetzen und die Redaktion so zu terrorisieren. Dabei ist es wichtig abzuwägen, /11x
auf welche Kritik man eingeht und welche man ignoriert. Stichwort: Netzkompetenz.
Rechte Multiplikatoren würde ich als WDR und generell Demokrat IMMER ignorieren. Sie werden euch in eine One-to-One-Kommunikation locken und nie Ruhe geben. /12x
Das ist Zeit- und Ressourcenverschwendung.
Rechtfertigt euch auch NIEMALS für irgendwas. ENTSCHULDIGT euch auch nicht – besonders nicht dann, wenn der Shitstorm erst losgeht. Wofür überhaupt entschuldigen? In den meisten Fällen gibt es nix zum Entschuldigen. /13x
Und jede Entschuldigung wird eh als unaufrichtig bezeichnet. (kann man wunderbar bei Danny Hollek beobachten)
Und wenn ihr nach außen kommuniziert, überdenkt jedes einzelne Wort. Denn ALLES, einfach ALLES wird gegen euch verwendet. /14x
Und generell, merkt euch eine Sache: NICHTS rechtfertigt Morddrohungen, Beleidigungen, Psychoterror, Hausbesuche, Nazidemonstrationen. Einfach gar NIX!

Darum ist es wichtig,nach außen hin solidarisch zueinanderzustehen und nicht öffentlich einzelne Kolleg*innen kritisieren, /15x
die Arbeit niedermachen etc. Alles ist nur noch mehr Futter und dient als Rechtfertigung.

Früher war es vielleicht üblich,schnell eine PM raus zu schicken, wenn es eine Krise gibt.Aber mit Social Media läuft alles anders. Kommunikationsstrategien müssen überarbeitet werden./16x
Denn mit der aktuellen hat man alle, die am Kinderchor beteiligt waren und Danny Hollek den Nazis zum Fraß vorgeworfen. /17x
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