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Drosten, den ich sehr schätze, sagt auch, dass wir nicht mehr beim Tracken und Testen hinterherkommen, findet es aber ganz richtig, nicht weiter auszubauen, weil die Basis ausreicht, so habe ich ihn in seinem Podcast #20 verstanden.
Er hat sicher recht, dass man nicht für die Spitze planen kann oder muss, aber sind wir bereits an dem Punkt, wo wir die Testkapazität belassen wollen? Wenn alles gut geht, haben wir in einer Woche wieder genug Kapazität, und Tracken schaffen wir im Moment auch nicht, aber...
...da wir ja gerade jeden als infiziert betrachten, ist es auch nicht ganz so wichtig, Leute gezielt zu isolieren. Ausserdem ist es nach neueren Erkenntnissen so, dass 40% der Ansteckungen erfolgen, bevor man Symptome hat, wenn man überhaupt Symptome hat.
Was bedeutet das für Tests, die das Ergebnis 10 Tage nach der Ansteckung liefern, wo fast alle Getesteten gar nicht mehr ansteckend sind? Dass man mit diesen Tests allein keine Ansteckung verhindern kann. Dazu muss man dann Kontakte schnell verfolgen und isolieren. Wie schnell?
Ansteckend ist jemand im Schnitt von Tag 2,5 bis Tag 7,5 oder so, an Tag 5 kommen die Symptome, Selbstisolation ab Tag 6, Test an Tag 6, Ergebnis Tag 7, Kontakte warnen Tag 8: Diese sind seit 3 Tagen infiziert, gerade ansteckend geworden, aber 90% oder so in Gen. 3 verhindert.
Brauchen wir 10 Tage, wie es in Berlin vor zwei Wochen noch möglich war, sind die Angesteckten in Tag 5 ihrer Infektion und ab Tag 6 isoliert, was vielleicht 15-20% der Ansteckungen in Generation 3 durch nicht isolierte Symptomlose verhindern kann.
Es sieht also so aus, dass nur schnelle Tests, durchgeführt nur Stunden, nachdem jemand Symptome hat, und Isolieren der Kontakte am nächsten Tag, die Ausbreitung durch Tracken effektiv stoppen kann. Wir sind ja auch daran gescheitert, und das könnte der Grund sein.
Wenn die Zahlen, die aus einer guten Studie sind, sich so bestätigen, dann werden Schnelltests und schnelle Warnungen aller Kontakte erforderlich sein, will man möglichst viele Dinge wieder zulassen.
Die Frage, wann man wie grosse Veranstaltungen oder Zusammenkünfte wieder zulässt, sollte sich an der Wahrscheinlichkeit orientieren, mit der es dort zu Infektionen kommt, und die hängt von der Zahl der gerade Ansteckenden im potentiellen Besucherkreis ab.
Die kann sehr variieren, aber können wir eine akzeptable Risikoschwelle finden? Wir wissen, dass auf solchen Veranstaltungen eine Person zig andere, vielleicht Hunderte anstecken kann, und je grösser die Veranstaltung, umso warscheinlicher, dass einer dabei ist.
Für die Gesamtzahl möglicher Ansteckungen spielt aber auch eine Rolle, wie viele Veranstaltungen stattfinden. Schwierig zu modellieren, viele unbekannte Variablen. Nehmen wir an, dass es 100 unbekannte Ansteckende an einem Tag in Deutschland gibt, 1,2 pro Mio., 5 in Berlin.
Hier das Dilemma: Für jeden Einzelnen ist das Ansteckungsrisiko sehr gering. Diese 5 Leute aber können alles wieder zum Rollen bringen und den nächsten Shutdown erfordern, wenn die von ihnen potentiell Angesteckten nicht schnell genug isoliert werden.
Hier kommen dann wieder die Veranstaltungen ins Spiel. Auch wenn der eine Infizierte in einem Fussballstadion "nur" hundert Leute ansteckt, muss ich alle 50.000 Besucher isolieren und testen, sonst laufen mir die Zahlen wieder weg.
Ich sehe schon Fussballspiele, wo jeder mit Maske zu seinem Platz gehen muss und sie nur auf seinem Platz abnehmen darf. Und nur einer von vier Plätzen besetzt wird, damit die Leute Abstand halten.
Wie man es dreht und wendet: Wollen wir tracken, sind Großveranstaltungen bis auf weiteres ein Problem, vielleicht für Jahre. Epidemiologisch wäre das Beste wohl die Stammkneipe, nicht zu groß und immer dieselben Leute da.
Diese neuen Zahlen, wann der Virus wie ansteckend ist, eine serial time, die sich kaum von der Inkubationszeit unterscheidet, das bedeutet, superschnell zu testen und effizient zu tracken oder vielleicht Jahre keine Veranstaltungen mit mehr als 20-30 Leuten machen zu können.
Ansonsten könnten bauliche Massnahmen die Ansteckungsgefahr auf Veranstaltungen senken. Das ICC mit seinem auf Raucher ausgelegten 5-10fachen der heute normalen Luftaustauschmengen wäre etwa vorteilhaft, wenn das nicht alles kaputt wäre.
Desinfizierende Luftfilter mit UV-Keimtötern oder so könnten beliebt werden, und ich habe mir schon mal antivirale Beschichtungen angesehen; wer davon Ahnung hat, kann mich gerne mal kontaktieren.
Im Parlament könnte ich mir so Lufttrenner vorstellen, auf jeden Fall zwischen den Fraktionen, aber eigentlich braucht jeder Abgeordnete eine eigene Kabine mit gefilterter Atemluft. Ok, das war jetzt etwas gehässig, aber die Parlamente haben gerade alle ein Problem.
Eine andere Lösung wäre noch das virtuelle Parlament, was von einer schnöden Videokonferenz über VR bis hin zu Pseudo-Holoprojektionen im Reichstag, damit es was für die Kameras gibt. Ok, wird wohl die Videokonferenz.
Wie auch immer, die Arbeit der Parlament wird leider eine Weile erschwert bleiben, so wie aber auch viele Firmen nicht wie bisher weiterarbeiten können, und der Tourismus und die Luftfahrt könnten auch länger brauchen, um sich zu erholen. Und der Fussball.
Ach ja, und bei der Olympiade rechne ich damit, dass die um mindestens 2, eher aber um 4 Jahre verschoben wird.
Und vielleicht leitet die Corona-Pandemie auch den Abschied vom Großraumbüro ein; jeder Mitarbeiter kriegt einen eigenen Raum, oder teilt sich ein Büro mit wenigen Anderen.
Einiges könnte auch dauerhaft verändert bleiben, jedenfalls für hundert Jahre oder so, bis das hier alles ferne Geschichte geworden ist. Ich glaube nicht, dass Alles wieder rasch auf einen Pfad einschwingen wird, den wir auch ohne die Pandemie genommen hätten.
Jedenfalls sehe nicht nur ich das auch als Chance. Leider wird es, wie immer, wenn sich Dinge ändern, Gewinner und Verlierer geben, und es gibt sie bereits. In der Politik sehe ich den Willen zu einem solidarischen Ausgleich, aber kein Gesetz wirkt sich gleich auf Alle aus.
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