Thread by @robin_urban

Ich habe letzte Woche den #BeyondMeat-Burger getestet, obwohl ich Fleischesserin bin. Dazu ein kleiner #Thread, den hoffentlich nicht nur Veganer lesen :)

Veganern muss ich den Burger nicht vorstellen, weil er seit Monaten einen riesigen Hype erlebt. Für alle anderen nur soviel: Es handelt sich um ein Fleischersatz-Patty aus Erbsenprotein, kommt aus den USA und gilt als der beste vegane Burger seit immer.

Wie gesagt esse ich selber Fleisch, aber ich habe vegane Freunde, die mir das Thema sehr nahe gebracht haben. Mit ihnen habe ich schon mehrmals verschiedene Burgervarianten ausprobiert, die alle ganz lecker waren, aber nicht ans Original ran kamen.

Jedenfalls hat ein Burgerladen in meiner Nähe vor Kurzem Beyond Meat ins Programm genommen und weil alle so davon geschwärmt haben, wollte ich ihn mal ausprobieren. Ich bestellte einen BBQ-Burger, zwar ohne Bacon, aber mit Käse, also nur vegetarisch.

Erster Eindruck: yeah.

Zweiter Eindruck nach ein paar Bissen:

Wow. Einfach wow. Sieht aus wie Fleisch, fühlt sich an wie Fleisch, schmeckt wie Fleisch o.O

Sogar mehr als das. Ich habe beim Freund ein Stück Fleischpatty geklaut, um den direkten Vergleich zu haben... und das fand ich dagegen irgendwie zäh. Der Beyond Meat war im Prinzip so, wie man Fleisch immer haben will, aber nie hinkriegt.

Ich glaube, wenn man nicht weiß, dass man da gerade einen veganen Burger isst, würde man es nicht merken. Deshalb komme ich zum höchstmöglichen Lob: Hätte ich in einem Burgerhaus die Wahl, würde ich mich immer für Beyond Meat entscheiden.

Lediglich der Preis würde mich davon abhalten, denn der Patty kostete einen Aufpreis von +3 Euro. Das ist verdammt viel Geld und wenn ich nicht eingeladen gewesen wäre hätte mich das ziemlich schlucken lassen. Auf die Dauer geht das echt ins Geld.

Aber weil der Burger so gut ankommt, habe ich große Hoffnung, dass der Preis deutlich fallen wird. Momentan ist er noch ein US-Import, doch es spricht nichts dagegen, dass die Firma Lizenzen nach Europa und die Welt verkauft, so dass er hier hergestellt werden kann.

Aber selbst jetzt und obwohl er noch aus den USA eingeflogen wird macht es natürlich überhaupt keinen Sinn, dass er so teuer ist - bzw. Fleisch im Vergleich so günstig. Würden Umweltschäden bei der Erzeugung berücksichtigt, müsste man für Fleisch natürlich mehr hinblättern.

Aber da erzähle ich Veganern ja nix neues...

Warum lebe ich eigentlich nicht vegan? Ganz einfach: Ich mag Fleisch einfach zu sehr und bin zu schwach, um darauf verzichten zu können. Aber wenn sich eine so tolle Alternative bietet, sollte jeder Fleischesser der Sache wenigstens eine Chance geben. Weil es RICHTIG ist.

Glaubt es, wenn eine Fleischesserin das sagt: Nicht Veganer sind die, die ständig mit ihrer Ernährung nerven, sondern wir Fleischesser. Wir labern sie voll, sobald wir hören, dass sie vegan essen, rechtfertigen uns, obwohl keine Sau danach gefragt hat, gehen auf Konfrontation.

Ich habe darauf erst geachtet, als meine veganen Freunde mir davon berichtet haben, und es ist absolut wahr. Aber wieso tun Fleischesser das?

Es ist ebenso simpel wie traurig: Weil ALLE wissen, dass Veganer im Grunde von vorne bis hinten Recht haben.

Wer diese kognitive Dissonanz nicht aushält, geht zum Angriff über. Am schlimmsten sind die, die dann anfangen, absichtlich mehr Fleisch zu essen, am liebsten so richtig blutig, um Veganer zu nerven. Dabei ist das nichts anderes als ein richtig peinlicher Hilfeschrei.

Wir alle wissen, dass Tiere für unsere Ernährung sterben, dass sie vom Moment ihrer Geburt an grausam dahinsiechen und geschlachtet werden, dass unser Fleischkonsum die Umwelt zerstört. Leider sind wir so sozialisiert, dass wir nicht einfach damit aufhören können...

... aber dann sollte man sich dafür wenigstens ein bisschen schämen. Und wenn es dann Alternativen gibt... Leute, VERSUCHT es doch wenigstens. Hört auf mit dieser "Ich esse grundsätzlich nicht vegan"-Scheiße. Das ist nicht cool oder edgy. Es ist einfach nur peinlich und grausam.

Fleischesser finden Veganer nur nervig, weil sie uns daran erinnern, dass wir im Vergleich zu ihnen die schlechteren Menschen sind. Aber ein Erwachsener muss das aushalten können.

Stichwort "erwachsen": Mein Neffe wollte letztens eine Scheibe Fleischwurst und nannte sie "totes Schwein". Hat er wohl im Kindergarten aufgeschnappt. Alle Erwachsenen fanden das ganz furchtbar. Dabei stimmt es. Sie wollen es aber halt nicht hören.

Naja - ich bin wohl ein bisschen abgeschweift. Jedenfalls finde ich den Beyond-Meat-Burger ganz fabelhaft, sowohl geschmacklich als auch ethisch gesehen. Sowas müsste eigentlich staatlich subventioniert werden.

Leider gibt es den Burger bisher nur im Großhandel. Lidl hat ihn zwar seit heute auch im normalen Sortiment, aber weil alle Supermarktketten immer noch komplett unterschätzen, wie beliebt veganes Essen inzwischen ist, war er schon vor Stunden ausverkauft merkur.de/leben/genuss/a…

Ach, und um noch den unvermeidlichen Fragen zuvor zu kommen:

"Wieso nennt man sich vegan und isst dann etwas, das schmeckt wie Fleisch???"

Weil die meisten Veganer auf Fleisch verzichten, OBWOHL es ihnen schmeckt, du Dämel.

"Solche veganen Alternativen sind total hochverarbeitete Chemieprodukte!!!"

Solange du nicht nur Rohkost isst, solltest du dir an die eigene Nase fassen, und wenn du tatsächlich nur Rohkost isst, gibt es keinen Grund, Veganer zu kritisieren, Fleischesser aber nicht.

"Vegane Ernährung ist zu einseitig!"

Die meisten Menschen ernähren sich zu einseitig. Guess what? Davon sind die meisten nicht vegan.

"Wie kann man als Veganer eine Burgerbude unterstützen, die auch Fleisch anbietet???"

Kein einziges Tier wird mehr getötet, weil ein Veganer in eine solche Burgerbude geht. Dafür können sich aber Fleischesser für die Alternative entscheiden. Bestes Beispiel: ich.

(An der Stelle mal #Threadende, bis mich jemand mit einer typisch dummen Fleischesser-Frage nervt, die ich noch ergänzen will :))