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Ich lese viele Tweets von Hochschullehrkräften, die einer Verlagerung der Seminare in Videokonferenzen kritisch gegenüberstehen, da sie Bedenken haben, ihre Studis könnten nicht über die notwendigen technischen Mittel verfügen. Dazu einige allgemeinere Gedanken. Thread👇
Kurz vorweg: wie ihr lesen werdet geht es mir nicht darum, die Anstrengungen, die sich jetzt aktuell bestimmten Personengruppen stellen, klein zu reden. Für viele ist das ein transformativer Umstieg. Es ist mE unrealistisch ein reguläres Semester abzuhalten #Nichtsemester
Tatsächlich sind momentan nicht die Lehrenden in der Pflicht, sondern die Unis: Sie müssen die Infrastruktur für die Transformation bereit stellen - da genügt kein Link auf Drittanbieter. Systeme müssen gesetzeskonform bereitgestellt werden. Der Großteil kann das aktuell nicht.
Solange es keine rechtlich unbedenklichen Systeme gibt, ist die Umsetzung eines digitalen Semesters eine Frage der Kulanz von Studierenden und Lehrenden. Insofern ist es fraglich wenn einige Universitäten nun versuchen Druck auf Lehrende und Studierende auszuüben.
Das müssen sie meiner Meinung nach auch überhaupt nicht. Die meisten Personen haben ein starkes Interesse daran, das Semester produktiv zu nutzen, denn jeder Verzug bedeutet zusätzliche Arbeitslast/Kosten - selbst dann wenn es keine verpflichtende Lehrveranstaltungen gäbe.
Es muss auch klar sein, das es auch im Hochschulbereich Einschränkungen geben kann und wird. Wenn also Studierenden versprochen wird, dass für Sie möglichst keine Einschränkungen entstehen, ist das mMn ein Versprechen, das man nicht realistisch halten kann.
Genauso wird Mehrarbeit für Lehrende entstehen, die sich nicht vermeiden lässt - auch für diejenigen die prekär beschäftigt sind. Der Erwerb von Skills im Umgang mit digitalen Tools sowie die Aneignung einer digitalen Didaktik gehören sicher dazu.
Wir sollten die Situation auch dahingehend als Potenzial schätzen, als dass es die Situation erfordert unser Augenmerk auf diejenigen zu richten, die es nicht so "leicht" haben wie der Durchschnitt: dazu gehüren u.a. Studierende & Lehrende mit körperlichen Einschränkungen, ...
... befristeten Arbeitsverträgen, Stipendien/BAföG, Personen im Familienkreis, die zusätzliche care Arbrit erfordert. Für Betroffene müssen Lösungen abseits der Regelwege gefunden werden - jetzt mehr denn je. Regelwege muss und kann es unbelassen dessen geben.
Datenschutz wird kurzfristig ein Hindernis sein, um das Semester regulär digital zu beginnen. Ein Unibetrieb per Zoom dürfte zB aktuell bei den wenigsten dt Unis datenschutzkonform möglich sein. Im Schnellverfahren wäre es aber denkbar, dass Unis geprüfte Tools bereitstellen.
Ob die Studienordnungen und Arbeitsverträge auf einen digitalen Regelbetrieb vorbereitet sind, ist auch dann wenn die letzten AVs abgeschlossen sind eine Frage für sich. Wir operieren gerade, wie gesagt, in einem Bereich der Kulanz von Leistung und Kooperation.
Ich sehe nicht wie die Unis unter diesen Bedingungen ein digitales Semestern einfordern(!) können. Was sie aber können und mE sollten, ist in diesem #Flexisemester eine Roadmap zur Digitalisierung zu erarbeiten, während die Lehre auf Basis von Freiwilligkeit fortgesetzt wird.
Das bringt mich zu dem Ausgangstweet: Vorbehaltlich der Freiwilligkeit der Lehrer sehe ich nicht, weswegen die Übersetzung von Seminaren und Vorlesungen in Videokonferenzen eine Unwegsambarkeit darstellen sollte. Wir müssen aber inkauf nehmen, dass es underperforming geben wird
Dass die Studierenden keinen Zugang zu den technischen Mitteln haben, ist mE ein Ausnahmefall (ich spreche nicht von Praktika oÄ). Nicht, dass er gar keine Rolle spielt, aber man kann sehr gut damit umgehen, wenn man mit den Betroffenen darüber spricht und Lösungen erarbeitet.
Die müssen nicht einmal individuell sein (zB Bereitstellug von Geräten). Eine Löaung kann zB auch sein die Campus Wifis massiv auszubauen (was ohnehin passieren muss).
Videoconferencing ist noch kein blendend learning und wenn überhaupt nur der Anfang einer digitalen Lehre, aber es ist ein (sehr) guter und unkomplizierter Anfang mit dem fast alles abgebildet werden kann, was auch sonst in Seminaren und Vorlesungen passiert.
Natürlich in einigen Fällen mit Einschränkungen. Auch die Logistik ("Können mich alle hören?") wird ein dickes aber sägbares Brett sein (ich erinnere mich aktuell immer wieder an Seminare in denen erstmals Beamer zum Einsatz kamen - es war wie auf einer LAN Party der 90er)
Es gibt auch Upsides. Der Zugang zu den Seminaren wird barrierefreier, insbesondere für Personen, die gerade care-Tätigkeiten wahrnehmen und Flexibilität benötigen. Krankheitsbedingter Ausfall kann durch Aufzeichnung leichter kompensiert werden.
Studierende können als Co-Hosts eingesetzt werden, um Fragen zu sammeln, die während einer Session entstehen und so die Lehrperson entlasten. Erneut: alles möglicherweise auch mit dem entsprechenden Dilletantismus, den man inkauf nehmen kann.
Diejenigen Universitäten, die erwägen, ihre Studierenden und Lehrenden in den digitalen Betrieb zu zwingen sollten dieses Potenzial asap erkennen und den Weg für ein #Nichtsemester bzw. #Flexisemester freimachen.
Statt darüber zu reden wie das Semester regulär stattfinden kann, sollten wir den Betroffenen die notw. Mittel bereitstellen und einfach machen lassen. Konzentrieren sollten wir uns hingegen auf die Personen, die es in diesen Zeiten besonders schwer haben zu studieren/lehren.
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