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Hier kommt meine #Bullshit Liste zu dem Artikel von Dieter Kaufmann, Kanzler der @uni_ulm und Bundssprecher der Kanzlerinnen deutscher Hochschulen #BayreutherErklärung sueddeutsche.de/bildung/mittel… @berndkramer
@uni_ulm @berndkramer 1. Bullshit: Die Wissenschaftler*innen sind empört weil sie sich Dauerverträge wünschen. Nein, es geht um eine systemische Frage. Die Frage nach guter Arbeit in der Wissenschaft.
@uni_ulm @berndkramer 2. Bullshit: "Dauervertrag". Das Wort ist ein politischer Kampfbegriff, der durch stetige Nutzung normalisiert wird. Es ist tatsächlich umgekehrt: siehe Richtlinie 1999/70/EG des Rats zur EGB-UNICE-CEEP-Rahmenvereinbarung über befristete Arbeitsverträge eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex…
@uni_ulm @berndkramer Die rechtliche Norm sind demnach unbefristete Vertragsverhältnisse - befristete Verhältnisse können zwar einem Bedürfnis des Leitungspersonals entsprechen, stellen aber eine Abweichung von dieser Norm dar - die Norm der Praxis ist in der Wissenschaft fraglos eine andere.
@uni_ulm @berndkramer 3. Bullshit: Festangestellte Promovierende, die Promotionsstellen für 40 Jahre blockieren. Gibt es so wenig wie den Bogeyman, fordert im Übrigen auch keiner, nicht mal die @gew_bund oder @_verdi. Ein billiges Strohmann-Argument.
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi Kaufmann (und andere Personen mit ähnlicher Positionierung) wiederholen dieses Argument immer wieder, weil es so schön logisch klingt. Ich wünsche mir an der Stelle die Nachfrage #isthatevenathing. Wer fordert's? Genau. Niemand.
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 4. Bullshit: "Befristete Verträge sorgen für Generationengerechtigkeit an den Universitäten." Vermutlich sorgen auch befristete Verträge im Präsidium für mehr Generationengerechtigkeit, aber das steht noch auf der langen Liste. So viel Bullshit in so wenig Satz
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi Auf das Argument bzw. das, was darunter liegt, lohnt es sich aber näher einzugehen (den Strohmann, hier wolle irgendwer Promotionsstellen entfristen, lasse ich mal im Feld stehen): Was setzt diese Aussage eigentlich voraus? Ein paar Möglichkeiten (nicht erschöpfend):
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 4.1 Wissenschaftler*innen, die nicht irgendwann Prof werden, sind Loser, denen man sich gekonnt entledigen muss.
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 4.2 Einmal entfristet, bewegen sich Wissenschafter*innen nicht mehr von der Stelle & leisten im Übrigen auch nicht mehr viel (Was erst die Verbeamtung mit einem macht, weiß Kaufmann aus eigener Berufserfahrung)
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 4.3 Es ist ungerecht Personen dauerhaft zu beschäftigen, weil a) dadurch viele andere nicht auf dieser Stelle arbeiten können und b) es ja immer jemand besseren geben kann. Ideal wäre es natürlich, gar keine Fristen zu haben.
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 5. Bullshit: Statistiken zu Vertragslaufzeiten, z.B. die von Georg Jongmanns (his-he.de/fileadmin/user…) sind nicht nachzuvollziehen. Warum eigentlich nicht? Und wo sind denn die Studien, die etwas gegenläufiges aussagen? Woher Kaufmann seine Zuversicht nimmt? Aus der Glaskugel! 🧙‍♂️
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi Der beste Witz: der Verweis auf das "verschärfte" WissZeitVG. Die Novelle von 2006 schließt mitnichten Kettenverträge aus (Stichwort: Soll-Regelungen). Und inwieweit die Kanzler*innen Fürsprecher*innen für "schärfere" Regelungen sind, sieht man ja an der #bayreuthererklaerung
@uni_ulm @berndkramer @gew_bund @_verdi 6. Bullshit: Universitäten finanzieren sich anders als Unternehmen. Spezifisch: ja, ganz grundsätzlich: nein. Haushaltsschwankungen der Unis entsprechen konjunkturellen Entwicklungen in Unternehmen. Einen wirklichen Unterschied gibt es allerdings:
Universitäten gehen nicht pleite. Natürlich können (und werden) sie reglementiert und haushalterisch gesteuert. Am Ende gehen Sie aber VIEL weniger Risiko ein als egal welches Wirtschaftsunternehmen.
7. Bullshit: "Ein Unternehmen kann betriebsbedingt kündigen, wenn die Aufträge irgendwann ausbleiben. Eine Uni kann das nicht." Als Landeseinrichtungen macht eine betriebsbedingte Kündigung natürlich wenig Sinn. Die Uni existiert weiter, auch wenn sie hochverschuldet ist.
Das heißt allerdings nicht, dass es keine Handhabe gäbe, gegen die vermeintliche bedrohliche Konsequenz der Entfristung - arbeitsfaule, uninnovative Wissenschaftler*innen - vorzugehen. Die Uni kann AUF JEDEN FALL kündigen, wenn MA keine hinreichende Arbeitsleistung erbringen.
Hierfür bedarf es natürlich klarer Leistungsindikatoren - die gibt es nur selten (zB Tenure Tracks). Was wiederum zeigt, dass die ganze Rede von untätigen entfristeten Mitarbeiter*innen, die Stellen blockieren, nichts weiter als substanzlose Suggestionen sind.
8. Bullshit: Die endlose Qual(ifikation): "niemand muss sich mehr bis kurz vor der Rente von einem Zeitvertrag zum nächsten handeln". Logisch, die Leute bekommen nach spätestens 12 Jahren keinen regulären Vertrag mehr. Bis kurz vor der Rente bleiben die wenigsten übrig.
9. Bullshit: Nur der Sieger des Hawaii-Marathon wird entfristet. Oder anders: echte wissenschaftliche Arbeit wird nur von Professor*innen geleistet, daher sind nur Lehrstühle legitime Ort der Entfristung.
Ernsthaft: Warum sollte die innerbetriebliche Weiterqualifikation ein legitimer Befristungsgrund sein? Mit der Argumentation kann man wirklich jeden(!) Job dauerhaft befristen. Eine solche Mentalität tut weder der Universität noch ihren Mitarbeiter*innen gut.
10. Bullshit: "Geh doch nach drüben." Ist eigentlich eine Wiederholung des letzten Punktes🔼, aber so eklig, dass man es sich so kurz vor Halloween unbedingt auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Die einzigen Gewinner einer Befristungspolitik sind die Kanzler*innen der Universität, nicht die Wissenschaft und diejenigen, die sie betreiben. Existenzängste führen nicht zu guter wissenschaftlicher Arbeit.
11. Bullshit: Der Universität entgehen keine Talente. Finanzielle Unsicherheit und hohes Risiko spielen augenscheinlich für Mitarbeiter*innen überall eine Rolle - nur nicht an der Universität. Die Besten der Besten gucken nur auf das Geld, nicht auf die Rahmenbedingungen.
12. Bullshit: Mehr Studierende heißt wir brauchen weniger wissenschaftliche Mitarbeiter*innen.
13. Bullshit: Wenn man Wissenschafter*innen entfristet fehlen die hochqualifizierten Wissenschaftler*innen in der Industrie. Weil ja 1 entfristete Person niemals hochqualifizierte*r Wissenschaftler*in sein kann, die wiederum die Industrie abwerben kann.
Bitte lest den Artikel (nochmal Link: sueddeutsche.de/bildung/mittel… / cc @berndkramer) und macht euch selber ein Bild. Schaut nach, ob eure Universität die #BayreutherErklärung unterstützt & sprecht darüber.
@berndkramer Die Politik, die den Kanzler*innen vorschwebt, schadet nicht nur den Mitarbeiter*innen, sie schadet vor allem einer guten Arbeit in der Wissenschaft. Das betrifft uns alle: wissenschaftsunterstützendes Personal, Mittelbau und Professor*innen.
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