Thread by @IhrRaum

1/8 Was mich berührt an #Hanau ist, dass ich auf eine Art und Weise unberührt bleibe.
Wann ist die Linie überschritten worden, dass Terror und rechte Hetze in ihrer mörderischen Konsequenz für mich zu einer Art Normalität geworden ist.
Haben die rechten Mörderbanden gewonnen?

2/8
Es wird gleich ein Aufschrei geben. Ich sei herzlos. Pietätlos. Versteht mich nicht falsch: Ich trauere um jedes Leben, dass den Tätern zum Opfer fiel.
In Hanau, in Halle, in Chemnitz, in Kassel, in Hamburg, in München … überall

3/8
Und ich trauere um den Verlust all jener Tage, die den rassistischen Mord ahndeten.
Nazis haben schon immer gemordet. Keine Frage. Sie wurden dafür auch nur selten zur Rechenschaft gezogen. Die Verstrickungen der Täter in den Sicherheitsapparat ist unsäglich. Wir wissen das

4/8 Dennoch ist irgendwo zwischen Halle und Hanau ein Stück von mir verloren gegangen. Etwas wütendes, mit der Energie jetzt sofort etwas dagegen zu tun. Und tun zu können. #Hanau

5/8 Täglich Nachrichten über rechte Terrorzellen. Täglich Nachrichten ü. rechte Polizisten. Häufig Nachrichten darüber, dass Beweismittel/Akten verschwanden oder vorenthalten werden.
Täglich werden Menschen antisemitisch und rassistisch Beschimpft, erhalten Drohungen. #Hanau

6/8 Ich bin also heute morgen aufgewacht und habe festgestellt, was wir schon verloren haben.
Was ich verloren habe:
Das Gefühl, dass rechte Morde eine Spitze sind.
Die Spitze hat sich verschoben. #Hanau

7/8 Und gerade deswegen ist es umso wichtiger, nicht nur die Namen der Opfer zu erinnern die Zahl rechter Morde zu korrigieren. Wir müssen jetzt entschlossen dafür kämpfen, dass den gesellschaftlichen Grundbedingungen für diese Taten der Boden entzogen wird. #Hanau

8/8 Und ich muss einen Kampf mit mir selbst führen, betroffen zu bleiben und den Schutzmechanismus der Abspaltung zu überwinden. Denn genau dieser ist es, der dazu beiträgt, dass nichts passiert.
Wenn wir aufhören wütend zu sein, akzeptieren wir den neuen Alltag. #Hanau

@threadreaderapp unroll