Thread by @BachmannRudi

Hier mal der Versuch einer Versachlichung der Klimadiskussion fuer die breitere Oeffentlichkeit. Hier ist, worin, glaube ich, bei den meisten Oekonomen Einigkeit besteht:

1) Der Klimawandel ist real und anthropogen (die meisten Oekonomen sind ja Wissenschaftler,

und deshalb, da sie keine eigene Expertise haben, glauben sie den Kollegen der einschlaegigen Disziplinen).

2) Solche Umweltprobleme sind nach Ansicht der meisten Oekonomen Marktineffizienzen, die korrigiert werden muessen.

3) Nach Ansicht der meisten Oekonomen sollte das ueber einen angemessenen, weil lenkungswirksamen einheitlichen CO2 Preis geschehen.

Soweit der ueberwaeltigende Konsens.

So wie ich Ihn kenne, teilt auch @haucap diesen Konsens. Insofern ist der @derspiegel Artikel von @susannegoetze und @AnnikaJoeres schon in dieser Hinsicht einfach falsch. Die Frage ist: Unkenntnis oder bewusste Falschdarstellung?

Und insofern ist es auch falsch von @TiloJung zu insinuieren, dass @haucap ein Klimaverleugner sei, denn er erkennt nicht nur den Klimawandel als Problem an, sondern will dagegen auch was tun (wie die meisten anderen Oekonomen).

4) Soweit ich das sehe, besteht darueber hinaus ein weitgehender Konsens bei den Oekonomen, dass ein hoeherer CO2 Preis von verteilungspolitischen Massnahmen begleitet werden soll, um zwar die bessere Lenkungswirkung des Preises zu gewaehrleisten, ohne dabei aber

Armut zu verursachen oder zu verschaerfen.

5) Soweit ich das sehe, besteht auch ein weitgehender Konsens darin, dass der Staat Grundlagenforschung im Bereich Klimatechnik, erneuerbare Energien, etc. betreiben soll.

Worueber es dann in der Tat Diskussionen innerhalb der Oekonomenzunft gibt, sind zwei Dinge:

1) Wie erreicht man diesen hoeheren CO2 Preis? Durch eine Mengenbeschraenkung an CO2 (das ist im Grunde das Zertifikatesystem) oder durch eine Steuer (also direkt ueber den Preis)?

2) Genuegt ein einheitlicher (hoher, aber verteilungspolitisch flankierter) CO2 Preis zur Loesung des Problems (plus Grundlagenforschung) oder braucht es darueber hinaus, was Oekonomen etwas technisch "elastizitaetserhoehende Massnahmen" nennen?

Zunaechst zu 1): von einer bestimmten Perspektive ist die Antwort egal, weswegen es auch so verwundert, dass ueber diese doch etwas technische Diskussion solche Leidenschaft in der Presse entstehen kann (man kann nur vermuten, dass das Problem nicht ganz verstanden wird).

Es ist ein bisschen so wie mit der Geldpolitik. Da ist das Ziel auch immer gewesen, niedrige Inflation zu haben, aber wie die Zentralbank das erreicht, das hat man getrost den Spezialisten ueberlassen: frueher machte man das durch(Geld)mengensteuerung, heute durch Zinssteuerung.

Warum man diesen Switch machte, ist wirklich technisch und braucht jetzt hier nicht zu interessieren. Und es ist tatsaechlich so, dass es in der realen Welt durchaus jeweils Vorteile und Nachteile des Mengenansatzes (was @haucap will) und des Steueransatzes (was @CKemfert will)

gibt. Wer die Details verstehen will der hoere diesen Podcast mit mir und @CKemfert und @GFelbermayr

makronom.de/wie-kann-man-d…

Zwischenfazit: es gibt eine voellig legitime Fachdiskussion ueber die beiden grundsaetzlichen CO2 Preis Steuerungsysteme (und dann noch mal ueber die Details innerhalb dieser Systeme). Was ich nicht verstehen kann, warum Nichtoekonomen darueber so eine Leidenschaft haben koennen.

Ups, da ist was schiefgegangen: der Thread geht hier weiter:

https://twitter.com/BachmannRudi/status/1235739351155437568