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Woher kommt eigentlich diese fatale Selbstüberschätzung mancher Menschen, die sich kürzlich politisiert haben (Alter egal), Menschen, die seit Jahrzehnten politisch aktiv sind, nicht einmal zuzuhören, sondern sie zu belehren mit Aktionsformen wie bspw. "Petitionen"? #nolympia
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Es ist doch vollkommen richtig, politische Strategien immer wieder zu hinterfragen. Auch linke Bewegung braucht immer wieder Erneuerung und neue, kreative(!) und wirksame(!) Aktionen. Natürlich sind kritische Fragen willkommen, Vorschläge auch.
Aber warum zum Fuchs überschätzen sich viele so dermaßen?

Ist das Dunning Kruger oder übersehe ich was?
Gerade beim Thema Klimawandel geht es rund. Die einen glauben, dass radikale Gewaltfreiheit, apokalyptische Sprache und sektoide Straßenperformances irgendwas weiter bringen.
Andere halten es für eine gute Idee, einen Nazibau für eine Großveranstaltung zu mieten und dort gegen hohes Eintrittsgeld, zum Wohle des veranstaltenden Kapitals Petitionen zu zeichnen und das als "Gesetzesgrundlagen" misszuverstehen.
Das Schlimme ist nicht, dass solche Ideen entstehen, sondern dass sie sich vollständiger Resistenz gegen begründete Kritik erfreuen. Diese Ideen, die meist (aber nicht nur) aus dem bürgerlichen Spektrum kommen, werden sogar mit Kriegsmetaphern verteidigt.
Aber Kriegsmetaphern sind eben keine Argumente. Und keine schlechte, irrationale oder nicht zuende gedachte Idee wird besser, wenn Kritiker*innen Hetze, Hass, Diffamierung oder Rufmord unterstellt wird. Kritik verbal zu abzuwerten, statt sie Inhalt zu zerlegen, hilft nicht.
Solidarität gibt es nach meiner Erfahrung, wenn man bereit ist für Diskurs, der an der Sache orientiert ist und nicht an Menschen und Befindlichkeiten. Wenn man offen ist für die Möglichkeit, dass die Idee nicht so gut bis richtig schlecht war.
Aber macht nicht aus Selbstüberschätzung und Arroganz irgendwelchen Quatsch, beschimpft Kritiker*innen, ignoriert ihre begründete Kritik und jammert euch dann einen ab, wenn ihr keine Solidarität bekommt.
Das ist nämlich meist der Finale Akt dieses Selbstüberschätzungsdramas. Das kollektive Abopfern. Spart euch dieses peinliche Drama und stellt euch Argumenten und Diskussionen.
Auch in linken Bewegungen gibt es Menschen, die drauf 💩n wenn ihr offen seid für Kritik und von der Erfahrung anderer profitieren wollt. Nach meiner Erfahrung sind das die wenigsten.
Wenn ihr das verstanden habt, wird euch vielleicht klarer, wie peinlich es war, als ihr noch über "die" unnachgiebige "linke Bubble" in der Taz rumgeopfert habt, die angeblich nur "perfekte" Aktionen unterstützt.
Politischer Aktivismus tut weh und ist anstrengend. Wenn man verstanden hat, dass er neben den eigentlichen Aktionen vor allem Arbeit ab den eigenen Vorstellungen und Ideen bedeutet, kann es sogar Spaß machen und auch tatsächlich etwas bewirken.
In der Politisierung so vieler Menschen stecken große Chancen. Wenn ihr etwas bewirken wollt, lasst Kritik und Entwicklung zu. Wenn ihr euch politisch selbstbefriedigen wollt, damit ihr sagen könnt, "Ich war damals sehr aktiv" dann hinterfragt mal eure Motive.

Gute Nacht
4lert4
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