Häufige Fehlvorstellung ist, dass man Behindertenfeindlich ist, sobald man etwas 'gegen Behinderte hat'. (1/)
Die meisten Menschen würden sich vermutlich eingestehen, dass sie sich in Gegenwart behinderter Menschen unsicher fühlen und gehemmt. Weil man so selten welche sieht und nicht gelernt hat, damit umzugehen. (2/)
Das sieht und hört man nur bei ganz wenigen Menschen und noch weniger würden zugeben, sie zu empfinden.
Also alles tuti, oder?
Behindertenfeindlich ist man ja nur, wenn man eben offen sagt, dass man Behinderte nicht mag?!? (3/)
Strukturelle Behindertenfeindlichkeit ist eben nicht offene Abneigung und ausgelebter Hass, sondern ein Konglomerat aus Verhaltensweisen und Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderungen. (4/)
Ich habe mir vorhin die Pressekonferenz des @rki_de zu #COVID19germany angeschaut und dabei - leider - auch Kommentare gelesen. Unter der Lawine Mist und Verschwörungstheorien, auch dieser hier.
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Ich meine ... dass Menschen, normale Menschen, es mit der Hygiene nicht immer so genau sehen, ist weitreichend bekannt.
Nicht umsonst ist Händeschütteln und sind Türklinken mit die größten Infektionsherde. (8/)
Also: Behinderte Menschen und Körperpflege.
"Behinderte stinken". Das ist in einigen Teilen der Bevölkerung nicht nur ein stehender Begriff, sondern auch die feste Überzeugung und auch sie hält u.U. als 'Begründung' für Übergriffe her. (13/)
Oder diesen: jule-stinkesocke.de/2014/09/total-…
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Gehört man jedoch einer Minderheit an, wird der Krümel vom Pausenbrot auf dem Kragen zu einem "Sie kommt immer total verdreckt in die Schule". (16/)
Das ist der "Horn Effekt". Es wird Negatives erwartet und wenn Negatives erwartet wird, wird es sogar dann gefunden, wenn es nicht existiert. (17/)
Jeder kennt Menschen, in deren Gegenwart er sich kaum zu atmen wagt. (18/)
Das Vorurteil würde mit "Erfahrung" begründet. Man habe ja schon mal erlebt, dass ...
Den Horn Effekt reflektieren nur wenige.
Nur wenige würden zugeben, bei MmB a) genauer hinzusehen und b) strenger zu werten (21/)
Ich wäre gespannt bei wie vielen anderen, nicht behinderten Eltern Erzieher kontrollieren, wie gut die Zähne geputzt sind. (24/)
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Meine Vermutung ist, dass der Gedankengang dort wie folgt aussieht (27/)
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Auch diese Art binäres Denken, ist strukturelle Behindertenfeindlichkeit: (33/)
Wer Fähigkeit X nicht hat, darf auch die Fähigkeiten Y und Z nicht anwenden. Man hätte ja die Chance einfach X zu können, sonst Pech. (34/)
Aber Ausdruck einer strukturell behindertenfeindlichen Gesellschaft, in der alles seine Ordnung haben muss & es nicht angehen kann, dass wer die einfache Dinge nicht kann, doch schwere Dinge kann. (35/)
Er ist dafür verantwortlich, dass nur wenige, privilegierte MmB ihre persönlichen und beruflichen Wünsche überhaupt verwirklichen können.
Dem Rest wird es bereits in den ersten Schuljahren verwehrt. (36/)
Also: warum dürfen Menschen mit Behinderungen oft nicht die Leistung bringen, die sie bringen könnten, nur weil sie nicht jede Art Leistung bringen können? (38/)
Dicke zum Beispiel, haben sowohl die Aufgabe gleichzeitig "Cautionary Tale" zu sein, als auch gesellschaftlich sanktioniertes Ventil. (39/)
Es ist gesellschaftlich akzeptiert Dicke als der Liebe unwürdig zu sehen. Es ist gesellschaftlich akzeptiert, sie zu erziehen, zu maßregeln.
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Die Rolle von Menschen mit Behinderungen ist ähnlich vordefiniert, sieht aber anders aus. (41/)
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Ja, ich rede natürlich von der Rolle von Menschen mit Behinderungen, als "Inspiration Porn".
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Im Prinzip ist eine zugeteilte Aufgabe von Menschen mit Behinderungen, für Menschen ohne Behinderungen, Druckmittel der sozialen Kontrolle zu dienen. (45/)
"Warum bist du depressiv? Du könntest auch wie der im Rollstuhl sitzen und der bringt sich auch nicht um."
"Mein Leben ist nicht so übel, es könnte mir gehen wie diesem armen Tropf."
Problem: Mitleid haben und zeigen offenbart ein Machtgefälle. (46/)
Was aber nun, wenn der Rollstuhlfahrer hinter dem Schreibtisch des Chefs sitzt? (47/)
Was wenn die Dame mit der Cerebralparese über deine Einstellung entscheidet?
Was, wenn der Autist Klassenbester ist?
Ihr merkt, worauf ich hinaus will?
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Nicht nur, entziehen sich Menschen mit Behinderung dann dem Mitleid und der Wohltätigkeit. Das Machtverhältnis wird sogar herumgedreht und das können viele Menschen dann nicht mehr aushalten.
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thecanary.co/uk/2018/03/14/…
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Undenkbar.
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Erneut: auch hier rede ich nicht von bewusstem und offenen Haß auf Menschen mit Behinderungen. (55/)
Das erklärt, warum die "Fordern & Fördern"-@fdp, die sich selbst gerne immer noch "Menschenrechtspartei" auf die Fahne schreibt (lange nicht mehr zutreffend), die destruktivste Kraft in Bezug auf Inklusion ist. (56/)
Für Verfechter der Individualität endet sie, sobald jemand in einem oder mehreren Punkten Hilfe braucht.
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Auch in Wohltätigkeit liegt ein Machtgefälle. Auch Wohltätigkeit wird von dem Einen gegeben, von anderen empfangen. (58/)
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Ich bin meiner Friseurin sehr dankbar für ihre Arbeit, ihr Verständnis, dass ich mich nicht ausschweifend unterhalten will und ihre Akzeptanz mir kein Haarspray gegen meinen Willen aufzuzwingen. (64/)
Mitarbeiter der Müllabfuhr oder der Abwasserexperten beschäftigen sich täglich mit menschlichen Hinterlassenschaften. (67/)
"Das könnte ich ja nicht!" (68/)
Leider wird unter Heilerziehungspflegern oder Sonderpädagogen die Geschichte der Berufssparte noch kaum reflektiert. (69/)
Zum Beispiel in dem Nachteilsausgleiche verweigert werden und Vorraussetzungen geschaffen, die zum unweigerlichen Versagen führen. (74/)
Wie gesagt: das ist keine offener Hass.
Es ist unbewusstes Hinarbeiten auf Zustände, 'wie die Dinge sein sollten'. Es ist strukturelle Behindertenfeindlichkeit. (75/)