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Statt #Doppelpass ein Longread zu #Ultras, #TSGFCB, #Sportstudio, #Sportschau, #DFL, #DFB, Dietmar #Hopp, #LexHopp und wie sie alle heißen: Der Klassenkampf gegen die Kurven – und wie er jetzt weitergeht - eine Prognose. 1/x
Es geht für alle Kurven um zwei ihrer elementarsten Anliegen: 1. Den Kampf gegen Kollektivstrafen+Geisterspiele. 2. Meinungen zu äußern, die Funktionären und Journalisten nicht gefallen (müssen). 2/x
Wer – wie offenbar viele TV-Sportjournalisten – glaubt, die Ultras müssten sich im Internet zu konzertierten Aktionen verabreden, offenbart daher nur, dass er oder sie keine Ahnung von den simpelsten Kurvendynamiken hat. Der Solidarisierungseffekt stellt sich von selbst ein. 3/x
Dietmar Hopp hat von Anfang an Kritik an seiner Person und seinem Modell mit „Diskriminierungen“ in Verbindung gebracht. 2007 äußerte der damalige Manager von Mainz 05, Christian Heidel, es sei schade, dass Hoffenheim „einen der 36 Plätze im Profifußball wegnimmt“. 4/x
Bereits damals verlangte Hopp vom DFB, solche Äußerungen genauso wie Rassismus zu ahnden. Die schamlose Gleichsetzung der Proteste gegen die eigene Person und das damit verbundene Fußball-Modell mit Rassismus, hat bei Hopp eine lange Tradition: 5/x
de.wikipedia.org/wiki/Dietmar_H…
Diskriminierung heißt, dass eine Gruppe anhand bestimmter Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Religion abgewertet wird – und zwar von anderen, die qua Zugehörigkeit in der gesellschaftlichen Machtposition sind, diese Abwertung materiell und kulturell durchzusetzen. 6/x
Diskriminierung ist, wenn man mit türkischem Nachnamen keine oder nur schlechte Job- und Wohnungsangebote bekommt. Oder als Frau weniger Geld verdient als männliche Kollegen. Oder mit anderer Hautfarbe als „weiß“ nicht sicher Straßenbahn fahren kann. 7/x
Ultra-Gruppen wie die Schickeria München, die nun offenbar aus dem Stadion geschmissen werden sollen, sind dabei gerade diejenigen, die seit Jahren gegen Rassismus und Diskriminierung aktiv sein, und dafür sogar Verbandspreise gewonnen haben. 8/x
Das Beleidigen eines unermesslich reichen und mächtigen Mannes ist hingegen keine Diskriminierung, egal wie fehlgeleitet oder moralisch verwerflich es sein mag. Hopp wird nicht diskriminiert, er wird von Verbänden, Politik und Journalismus mehrheitlich geradezu hofiert. 9/x
Dass Hopp keinesfalls der selbstlose Gönner ist, zu dem er unter maßgeblicher Beteiligung unkritischer Journalisten gemacht wird, sei anhand folgender Beispiele kurz belegt: Da wäre zunächst die ewige Auseinandersetzung um einen Betriebsrat bei SAP. 10/x
Hopp drohte mit dem Verlegung des Firmensitzes, bis heute geht das Unternehmen mit harten Bandagen gegen dessen Ansicht nach aufmüpfige Betriebsräte vor: 11/x
heise.de/newsticker/mel…
labournet.de/politik/gw/mit…
Erwähnt werden sollte auch der beschwichtigende Umgang Hopps mit der NS-Vergangenheit seines Vaters, eines Lehrers und SA-Führers, der persönliche nicht unmaßgeblich an der Vertreibung der Sinsheimer Juden beteiligt war: 12/x
juedische-allgemeine.de/kultur/die-leg…
In den Kurven wurden gegnerische Fans in Hoffenheim mit einer Schallkanone traktiert, die Störgeräusche von der Lautstärke eines Presslufthammers erzeugte. „Ein einzelner Mitarbeiter“ sei verantwortlich gewesen, ein Schelm, wer anderes denkt. 13/x
spiegel.de/sport/fussball…
Es folgte das Abhören gegnerischer Fans mit Richtmikrofonen, um Strafanzeigen wegen Beleidigungen gegen einzelne stellen zu können. Die Verfahren, die der Geschädigte Dietmar Hopp nicht mit seiner Anwesenheit beehrt, sind im Berufungsverfahren. 14/x
t-online.de/sport/fussball…
Die Auseinandersetzung mit Dietmar Hopp ist aber nicht auf dem Kindergartenniveau von „aber er hat mich beleidigt“ zu verstehen, sondern ausschließlich als symbolischer Konflikt zwischen „modernem Fußball“ und den Kurven. 15/x
Kurvenfans haben europaweit „modernen Fußball“ als Feindbild ausgemacht, eine aus ihrer Sicht weichgespülte Kommerzveranstaltung der (oberen) Mittelschicht mit Klatschpappen und gesponserten Eckbällen, mit Stadien als Shopping Centern. 16/x
Und kaum jemand (außer RB Leipzig) repräsentiert dieses Modell nun einmal stärker als der mit viel Geld unter Biegen der 50+1-Regel aus dem Nichts ins Oberhaus katapultierte Club aus Sinsheim. 17/x
Was also wollen DFB und DFL tun, wenn die großen organisierten Kurven in Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, Dortmund, auf Schalke, in Hamburg, Bremen, Köln, Düsseldorf, Dresden, Magdeburg und anderswo auf stur schalten und ein Anti-Hopp-Plakat nach dem nächsten zeigen? 18/x
Ein Spielabbruch, zwei, drei, vier? Schon gestern gab es den berechtigten Hinweis, wer ein Spiel wegen rassistischer Gesänge abbrechen lassen wolle, müsse in Zukunft nur ein „Hopp-H****sohn“-Banner dabei haben. 19/x
Denn auch und gerade auf Haupt- und Gegentribüne wird gepöbelt, wie die jüngsten rassistischen Vorfälle von Münster und Schalke zeigen, die nicht von der organisierten Fanszene ausgingen. 20/x
Dass in Stadien aber auch landesweit „BVB-H****söhne“ gesungen wird, dass Hoffenheimer Fans den Gegner aus Freiburg als F****n titulierten, ist ein Teil der Auseinandersetzung um Grenzen und Grenzverletzung, die innerhalb der Fanszenen geführt werden. 21/x
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich muss gegen Diskriminierung in den Stadien vorgegangen werden. Vorbildhaft haben das in den letzten 20 Jahren viele Ultra-Gruppen getan – und nicht DFL und DFB. 22/x
Eine Jugendkultur wie Ultrà allerdings, die nichts und niemandem auf den Schlips tritt, die nur Dinge macht, die 50-jährige Besucher der VIP-Loungen ausnahmslos gut finden, wäre schlechterdings sinnlos. 23/x
Und das hat sehr wohl mit Klassenverhältnissen zu tun, die man in Deutschland notorisch nicht wahrnehmen möchte – egal, ob es um unbotmäßige Fußballfans oder Gangsta-Rapper geht. Durchgesetzt werden en passant die Sprachregelungen der gymnasialen Oberstufe gegen die Plebs. 24/x
Wer dies jetzt mit der autoritären Macht von Verbänden, Ordnungsdiensten, Polizei und Justiz erreichen will, wird einen Sturm ernten, an dessen Ende von der weltweit bewunderten deutschen Fankultur nichts übrig sein wird. Dieser Verantwortung sollten sich alle bewusst sein. 25/25
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