Die Klimakrise und die Angst vor dem Tod.

Oder: Warum Otto die #Klimakrise nicht (bewusst) fürchtet.

Ein Thread.

#Angst #Yalom #NoDenial #TellTheTruth #Klimaschweigen
Otto ist auf Twitter. Dort sieht er diesen Thread von @ClimateBen. Bei der Hälfte hört er auf zu lesen. “Brauch ich nicht, den Quatsch”, denkt er. Oder “völlig übertrieben, was soll das?”. Oder er lässt sich vom nächsten Tweet ablenken. Ein Katzenvideo. 😺
Otto weiß: wenn wir jetzt handeln, dann könnten wir noch etwas gegen die #Klimakrise tun. Dann wären die Folgen vielleicht nicht so schlimm. Trotzdem schaut er weg.

Vielleicht spielt sich für einen sehr kurzen Moment folgendes in ihm ab: ...
🤔...“So schlimm ist das schon mit dem Klima? … Alles bricht grade zusammen. … Bricht dann auch hier alles zusammen? … Das könnte gefährlich werden. … Kann ich mein Leben überhaupt noch normal zu Ende leben?
Otto kommt also in Kontakt mit existenziellen Fragen. Er kommt in Kontakt mit seiner Sterblichkeit.

Wenn wir Yalom, Psychotherapeut und Autor fragen, würde er uns vielleicht sagen: Der Punkt, an dem Otto in Kontakt mit dem Tod kommt, ist der Punkt, an dem er das Lesen abbricht.
Warum? Yalom schreibt in "Existenzielle Psychotherapie" (1980): “Der Tod ist die ursprüngliche Quelle aller Angst…”. Für Yalom fürchten wir alle den Tod. Und wir alle verwenden unbewusst viel Energie dafür, unsere Sterblichkeit aus dem Bewusstsein zu halten.
Das heißt: Sobald Otto mit dem Tod in Kontakt kommt, entsteht Angst.

Sobald wir Angst haben, folgt Abwehr. Also zum Beispiel Verdrängung oder Verleugnung.

Bewusstsein über Tod ➡️ Angst ➡️ Abwehr
Das alles geschieht ohne dass Otto etwas davon mitbekommt. Es geschieht unbewusst!

Tatsächlich ist Ottos Reaktion auf die #Klimakrise normal: So wie alle bekommt er Angst, wenn er mit dem Tod in Berührung kommt. Wenn wir Angst bekommen, wehren wir sie ab.

Wir sind alle Otto!
Warum setzt sich Otto also so ungern mit der Klimakrise auseinander? Warum lässt er das Thema nicht an sich heran?

1⃣ Die Klimakrise ist eng mit Gedanken an den Tod verknüpft.
2⃣Otto wehrt wie wir alle das Bewusstsein über den Tod ab.
Das schlimme daran ist: An unserem Tod können wir nichts ändern. An der Klimakrise schon!

Es wäre nun also sehr wichtig, dass Otto beginnt, die Klimakrise ins Bewusstsein zu lassen. Denn uns bleibt nicht viel Zeit.

Was könnte nun helfen?
Yalom beschreibt, als wichtige Abwehr gegen die Angst vor dem Tod den “letzten Retter”. Das ist ein Mensch, mit dem wir unbewusst die Überzeugung verbinden, dass er oder sie uns vor dem Tod bewahren könnte.
Was jetzt kommt ist spekulativ. Diskussionen sind willkommen:

Es ist möglich, dass viele von uns unsere Entscheidungsträger als letzte Retter sehen. Sprich: solange “die Politik” uns suggeriert, dass alles in Ordnung ist, wird es so schlimm schon nicht sein.
Das ist natürlich ein Problem. Denn auch Politiker sind Otto - Auch Politiker fürchten den Tod und wehren ihn ab wenn er ins Bewusstsein drängt. Dabei ist auffällig, dass auch sie einen “letzten Retter” zu haben scheinen - nämlich die Technologie. spiegel.de/netzwelt/web/s…
Es bräuchte also klare Kommunikation. Es bräuchte jetzt Entscheidungsträger, die den Ernst der Lage so deutlich machen wie @ClimateBen es tut und zugeben, dass wir es ohne vereinte Kräfte nicht schaffen werden.

z.B. @SvenjaSchulze68 @OlafScholz @AndiScheuer @cducsubt @spdbt
So könnte Otto sich darüber bewusst werden, wie dringlich dieses Problem ist.

Natürlich würde das Angst auslösen. Doch Angst im Angesicht einer realen Bedrohung ist eine normale und gesunde Reaktion. Denn sie bringt uns zum Handeln.
Im Endeffekt geht es darum, dass Otto nicht in Jahr 2029 aufwacht und merkt, dass es zu spät ist.

Denn da wo Angst und Hoffnung ist kann Handlung entstehen.

Da wo Angst ohne Hoffnung ist, folgen Panik und Depression.

#TellTheTruth
#UniteBehindTheScience

(dh)
PS: Wer mehr über Otto wissen will und warum er sich so schwer damit tut, sein Verhalten zu ändern:

Zum Thema:

“We cannot rationally deny that we will die, but we think of it more as something that happens to other people.”

Denken wir auch über den Klimawandel, als wäre es etwas, das nur andere und nicht uns selbst betrifft? 🤔

theguardian.com/science/2019/o…
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