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Mit Bezug auf diesen Thread über wahrscheinliche Hauptinfektionswege noch ein paar Kommentare, was das für das Thema Masken bedeutet, wenn sich das Virus tatsächlich so ausbreitet, wie in dem Thread beleuchtet.
Masken als Infektionsschutz werden kontrovers diskutiert. Es gibt keine Studien, die ihre Wirksamkeit für den Träger belegen, und wenig dazu, wie stark sie das Verbreiten von Viren durch den Infizierten eindämmen.
Klar ist, dass sie davor schützen, dass beim Nießen nicht alle 40.000 Tröpchen in die Luft gelangen und die 3.000 Tröpchen beim Husten nicht so weit fliegen. Das ist sicher schon ein erheblicher Gewinn. Auch der Ausstoß größerer Tröpchen beim Sprechen sollte geringer sein.
Das dürfte wohl für alle Arten von Masken gelten. Was die Ausscheidung beim normalen Atmen angeht, dürften Masken mit Ventil nicht so viel bringen, da sie die Luft ungefiltert rauslassen, aber beim Husten, Nießen und Sprechen sollten auch die etwas helfen.
Es gibt eine riesige Vielfalt bei Atemschutzmasken, und ich werde nur auf die Gebräuchlisten eingehen. Zunächst einmal die Feinstaubmasken oder FFPs, filtering face pieces, die vor dem Einatmen von Staub und anderen wässrigen oder öligen Aerosolen schützen sollen.
FFPs werden oft danach klassifiert, wie viel Prozent sie von Partikeln der Größe 0,3-0,6 µm abhalten. Für diese Grösse sind sie am durchlässigsten, größere oder kleinere Partikel halten sie besser ab. Wie im anderen Thread erläutert sind die gefährlichen Tröpfchen eher größer.
Im Zweifelsfall halten sie also mehr von größeren Tröpchen ab als die Prozentzahl angibt, für die sie spezifiziert sind. Generell aber gehen je nach Typ 2-25% der Luft am Filter vorbei, und nur FFP3-Masken sind auch für Tröpfchen zertifiziert.
FFP3-Masken sollten also das Einatmen von Viruspartikeln im Schnitt um den Faktor 50 reduzieren, im schlimmsten Fall Faktor 20. Das ist doch schon mal nicht schlecht. Aber reicht das, um eine Ansteckung zu verhindern? Oder zumindest deutlich zu reduzieren? Studien nach eher Nein.
Ok, nur weil man keine vor Infektionen schützende Wirkung nachweisen konnte, heißt das nicht, dass es keine gibt. Was sagt die Theorie? Das Unschöne bei Viren ist, dass ja ein Treffer reicht, aber die Wahrscheinlichkeit für eine Kopie, diesen Treffer zu landen, ist extrem gering.
Wie gering hängt von ganz vielen Faktoren ab, wo der Virus auf welche Zellen trifft, und selbst wenn er eine empfindliche Zelle im richtigen Milieu trifft, ist es noch ein Glücksspiel, ob das Andocken und Kapern der Zelle gelingt, bevor das Virus zerstört wird.
Dazu kommt noch, dass es "soziale" Effekte unter Viren gibt, wo mehrere Kopien zusammenwirken und ihre Chancen überproportional steigern und möglicherweise erst ab einer "Mindestgruppenstärke" überhaupt eine nennenswerte Infektionschance erreichen.
Nehmen wir an, die 40.000 Tröpfchen beim Nießen enthalten enthalten insgesamt genau so viele Viruskopien, wären 2% davon noch immer 800 Kopien, die durch die Maske kommen. Das wäre aber, man alle Tröpfchen eines Nießers durch die Maske einatmet.
Unter normalen Verhältnissen aber dürfte die Viruskonzentration in der Luft deutlich niedriger sein, gemessen wurde ja um die 0,2 Kopien pro Liter Luft, was ungefähr zwei Atemzüge sind. Eigentlich müssten FFP3-Masken die Zeit bis zur Ansteckung verfünfzigfachen.
Wieso schlägt sich das nicht in den Studien nieder? Das kann viele Gründe haben. Da Masken den Atemwiderstand erhöhen, dürfen FFP3-Masken in Deutschland nur 2 Stunden am Stück getragen werden, danach sind mindestens 30 min. Pause angesagt.
Meine These ist, dass ein strenges FFP3-Maskenregime im Krankenhaus unzumutbar und unpraktikabel ist und nicht gemacht wird somit auch keine Studie dazu positive Ergebnisse liefern kann.
Anders ist die Situation bei sogenannten OP-Masken, die einen niedrigeren Atemwiderstand haben, aber feine Partikel nicht filtern können. Diese sind auch alles andere als bequem, aber nicht so schlimm wie FFP3-Masken und eher zumutbar, auf Dauer aber auch sehr unangenehm.
In dieser Studie wurden die Mengen an ausgeatmeten Viruspartikeln mit und ohne OP-Maske für drei verschiedene Viren gemessen, und sie scheint vor allem bei Corona-Viren ziemlich viel zurückzuhalten, auch kleine Tröpfchen < 5 µm: nature.com/articles/s4159…
Das wäre ein gute Nachricht, und obwohl diese Studie nichts über den tatsächlichen Schutz vor Ansteckung sagt, weil faktisch ja nur die Zahl toter Viren in der ausgeatmeten Luft verglichen wurde und selbst ohne Maske bei den Meisten keine Viren in der Atemluft gefunden wurden,...
...aber in den 3 bzw. 4 Fällen, wo 50 bis 10.000 Kopien ohne Masken gefunden wurden, konnten mit Maske bei keinem Patienten mehr Corona-Viren in der ausgeatmeten Luft gefunden werden, nicht mal tote, trotz 30 min. Sammelzeit. Was kann man nun aus der Studie ziehen?
Erst mal, dass die meisten Infizierten in der Studie keine(!) Viren ausatmen, auch wenn sie hohe Konzentrationen im Abstrich haben - einige aber sehr wohl. Es gibt also vereinzelt potentiell gefährliche "Atmer". Potentiell, weil wir nicht wissen, wie ansteckend diese Viren sind.
Das wohl spektkulärste Ergebnis wäre, dass ausgerechnet bei Coronaviren OP-Masken ziemlich effektiv sind, viel effektiver als bei Grippe- oder Schnupfenviren. Unklar, warum das so sein sollte, wäre gut, den Grund dafür zu wissen, tun wir aber nicht.
Ich bin überzeugt: Masken helfen, und wahrscheinlich sogar dem Träger und sicher auch Anderen. Ist niemand in der Nähe, braucht es aber auch keine Maske, und Tröpfchen bleiben wahrscheinlich nur Sekunden infektiös, bevor sie verdunsten oder zu Boden fallen, außer in Sonderfällen.
Bei Begegnungen, besonders in Innenräumen, an Kassen, in Supermärkten, bei Amts- oder Notarterminen oder in Verkehrsmitteln halte ich Masken für dringend geboten, und auch im Krankenhaus, so lange man nicht allein im Raum ist. Für Patienten wie Personal, infiziert oder nicht.
Man sollte es aber auch nicht übertreiben, denn Masken ständig oder zu lange tragen ist nicht harmlos und kann krank machen oder die Lunge direkt schädigen. Insofern finde ich, das wir in den genannten Fällen Masken viel mehr als derzeit einsetzen sollten, aber nicht übermäßig.
Und wie immer der Disclaimer: Ich bin kein Arzt, nur ein Dude aus dem Internet, aber ich gebe mir Mühe, keinen Unsinn zu verbreiten und die Quellen zu prüfen, mache mir aber auch eigene Gedanken und stelle Vermutungen an, die ich aber so kennzeichne und hoffentlich gut begründe.
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