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Nov 3 21 tweets 16 min read
Immer wieder behaupten der @Bundeskanzler, das @BMWK und die #Gas-Industrie, dass #LNG-Terminals später für den Import von grünem #Wasserstoff genutzt werden können. Aber stimmt das? Das untersucht eine neue Studie von @FraunhoferISI. Thread. (1/19)
Gehen wir zunächst mal die Behauptungen der Politik durch. Schon in seiner #Zeitenwende-Rede im #Bundestag hatte der @Bundeskanzler am 27.02.2022 gesagt, dass die Terminals „morgen auch grünen #Wasserstoff aufnehmen“. (2/x)
Ähnlich hörte sich das von @OlafScholz am 1.06.2022 an, bei seiner Rede beim @bdew_ev-Kongress. Dort versprach er, dass die #LNG-Terminals in Zukunft auch für #Wasserstoff genutzt werden können. Darauf wolle man achten. (3/x)
Auch Robert #Habeck vom @BMWK hat mehrfach versprochen, dass die Terminals für grünen #Wasserstoff ausgelegt werden. Zum Beispiel am 22.09.2022 im #Bundestag. (4/x)
Warum ist dies der Politik so wichtig? Sie will gemeinsam mit der #Gas-Industrie suggerieren, dass uns die Terminals nicht langfristig an fossiles #Gas binden. Der Klimabewegung soll der Wind aus den Segeln genommen werden. Botschaft: „Es wird schon alles gut.“ (5/x)
Jetzt aber untersucht @FraunhoferISI zum ersten Mal die Fakten. Tatsächlich ist es keineswegs klar, ob heute geplante und gebaute #LNG-Terminals für #Wasserstoff genutzt werden können. Wenn es technisch überhaupt geht, wird es sehr teuer. Ausprobiert hat es noch niemand. (6/x)
Neben der Umrüstung auf #Wasserstoff hat @FraunhoferISI auch die Nachnutzung mit #Ammoniak untersucht. #Ammoniak wird in vielen Studien als möglicher Trägerstoff für grünen #Wasserstoff genannt, weil es leichter zu transportieren ist. (7/x)
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Umrüstung überhaupt nur dann möglich ist, wenn jetzt bei der Planung schon die Voraussetzungen geschaffen werden. Dabei geht es zum Beispiel um die Verwendung geeigneter Stahlsorten. (8/x)
Da gibt es einen großen Zielkonflikt: Jetzt werden die Planungen mit großer Geschwindigkeit voran getrieben. Technologisches Neuland zu betreten, braucht aber sorgfältige Planung und Zeit. Vermutlich wird aber gerade nur „von der Stange“ geplant und gebaut. (9/x)
Bisher sind für keines der geplanten Terminals überhaupt Antragsunterlagen veröffentlicht worden. Diese werden der Lackmustest dafür sein, ob z.B. geeignete Materialien verwendet wurden. Das kann man mit der @FraunhoferISI-Studie nun leicht überprüfen, siehe unten. (10/x)
Das gilt ebenso für die spätere Nutzung für #Ammoniak. Auch da muss schon bei Planung und Bau auf die richtigen Materialien geachtet werden. (11/x)
Die Nachnutzung von schwimmenden Terminalschiffen (#FSRU) mit #Wasserstoff oder #Ammoniak schließt die Studie übrigens aus. Genau das hatte der CEO der NWO GmbH in #Wilhelmshaven gerade auf einer Veranstaltung aber behauptet. Bei #Regas in #Lubmin ist das ähnlich. (12/x)
Dass Anlagen wie die #LNG-Terminals automatisch #H2ready seien, ist vielleicht das größte #Greenwashing unserer Zeit. Die Floskel findet sich bei #Gas-Heizungen, Kraftwerken oder Pipelines. Sie wird bemüht, um neue große und kleine fossile Projekte zu rechtfertigen. (13/x)
Das ist aus zwei Gründen gefährlich: Einerseits, weil wir auf #Wasserstoff angewiesen sein werden und dafür Teile unseres Energiesystems wirklich #H2ready umbauen müssen. Andererseits, weil damit neue fossile Projekte ermöglicht werden, die uns in einen Lock-In führen. (14/x)
Die neue Studie zeigt, wie schwierig und teuer die Umrüstung sein wird, wenn sie überhaupt möglich ist. Auch die Wissenslücken macht sie deutlich. Damit wird für die #LNG-Terminals erstmalig eine Grundlage für eine sachliche Diskussion zu diesem Thema geschaffen. (15/x)
Wir sehen uns darin bestärkt, die Behauptung #H2ready nicht unhinterfragt hinzunehmen. Und schon gar nicht liefert die Floskel eine Begründung für die aktuell geplante langlebige und krasse #LNG-Überkapazität. (16/x)
Ich frage mich dabei, was die Grundlage für die oben zitierten Behauptungen von @Bundeskanzler und @BMWK war. Die Aussagen waren wohl einfach Beruhigungsformeln für die Öffentlichkeit, ohne faktische Grundlage. Das ist natürlich inakzeptabel, insbesondere im #Bundestag! (17/x)
Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass es keine unbefristeten Genehmigungen für den Betrieb der #LNG-Anlagen mit fossilem #Gas gibt, notfalls auch vor Gericht. Auch die drohenden Überkapazitäten werden wir versuchen zu verhindern. (18/x)
Besser als jetzt eine neue langlebige fossile Infrastruktur zu schaffen wäre es ohnehin, mit der gleichen Energie und Durchsetzungskraft #Erneuerbare und #Effizienz voran zu bringen. (19/19)
Der Link zur Studie von @fraunhoferISI: duh.de/fileadmin/user…
Und hier auch eine Bewertung mit wichtigen Ergänzungen von meinem Kollegen @SaschaBay:

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