Anonymer Bericht über Arbeitsbedingungen und Lohnverhältnisse in einem Betrieb der #Diakonie Der Dienst beginnt meistens um sechs Uhr. Dafür muss ich spätestens um halb fünf aufstehen, damit das mit dem Park&Ride klappt. Das ist hart, wenn man abends zuvor erst um 22 Uhr zuhause 
war. Die gesetzlichen Ruhezeiten werden oft nicht eingehalten. Es wird immer viel Kaffee konsumiert. Zigaretten rauchen und halb-rassistische Witze - wenn es sowas überhaupt gibt - sind die Rituale, mit denen die meisten versuchen durch den Tag zu kommen. Der Tag ist lang und
öde. Die Arbeit ist anspruchslos. Wir sind eine Klitsche, das heißt ein Standort von mehreren, mit hier acht, hoffentlich bald mehr Leuten. Denn das würde die Schichten entzerren. Das Problem ist, für dieses Geld will das keiner machen. Wir bekommen
knapp über dem absoluten Mindestlohn. Mal fällt mehr, mal weniger Arbeit an. Überstunden werden vergütet. Ein Freizeitausgleich ist aber nicht vorgesehen. Also kann man eigene Ausgaben nicht richtig planen, weil das Geld über das Grundgehalt hinaus je nach Dienstplan fließt.
Von einem Lohn knapp über dem Arbeitslosengeld 2 kann man nicht leben. Viele haben Zweitjobs. Einer von uns ist seit sechs Jahren dabei. Man sieht es ihm an. Er ist abgestumpft und nikotinsüchtig aber unterschwellig aggressiv.
Die Arbeitsprozesse sind immer die gleichen. Man reißt die Zeit ab. An die Werte der evangelischen Kirche und die Dienstgemeinschaft der GmbH glaubt hier keiner. Die Geräte mit denen wir arbeiten, haben alle technische Mängel. Das geht bis hin zu Vergehen.
Dabei werden Kunden und Mitarbeiter gefährdet, weil es zu Unfällen komnen kann. Hinweise an die Vorgesetzen bleiben ohne Folgen. Teilweise werden nötige Reparaturen monatelang hinausgezögert. Bei den Dienstwagen gibt es abgefahrene Reifenprofile, vergessene Wartungen.
Die Dienste werden über Messenger geplant und geregelt. Alle nutzen dafür ihre privaten Smartphones. Datenschutzrechtlich ist das quasi illegal. Personenbezogene Daten werden auf Servern verarbeitet, was vertraglich nicht abgesichert wurde. Es wird erwartet, immer online zu
sein. Auch im Frei. Durch neue Aufträge, die zu bestimmten Tageszeiten jederzeit zum Dienstplan hinzu kommen können, kommt es oft zu spontanen Verdichtungen der Arbeit. Nicht selten wird gefordert, mehrere Aufträge parallel oder unmöglicherweise gleichzeitig erledigen zu sollen.
Das erhöht den Zeitdruck und den Stress. Kommt es zu kleinen Verzögerungen, kann das zur Folge haben, dass sich ganze Abläufe verzögern, was dann die Arbeitszeit verlängert. Geschieht das tagsüber, werden Pausen nicht eingehalten. Geschieht das abends, geht es ins
Saldo der Work-Life-Balance. Sechstage-Wochen und kombinierte Früh-und-Spätschichten, eine Arbeitsleistung wie auf Abruf und mit Leerzeiten, kostet Lebenszeit. Da die Tätigkeit zu etwa 90% von Ungelernten ausgeübt wird, liegt die Qualität der Arbeit auf Hilfsarbeiterniveau.
Dabei werden Fehler gemacht auf Kosten der Gesundheit. Mitarbeiterschulungen gibt es nicht. Eine Mitarbeitervertretung, die das durchsetzen könnte und die Rechte der Beschäftigten vertritt, gibt es nicht. Dabei werden diese mit Trackern überwacht.
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