,
6 tweets,
1 min read
Read on Twitter
"Ausgerechnet Macron, der Bilderbucheuropäer, den nicht nur die Pulse-of-Europe-Begeisterten schon fast als deutschen Kanzler adoptiert hatten, zeigt in Brüssel, was er mit Blick auf Europa im Grunde schon lange ist: Ein nüchterner Vertreter französischer Machtinteressen."
"Für Frankreich, wo die Spitzenkandidaten im Wahlkampf unsichtbar blieben, mag Macrons Vorgehen unerheblich sein, aus deutscher Sicht wirkt es wie Wahlbetrug, wenn das Ergebnis der Europawahl bei der Besetzung des EU-Spitzenpostens nun keine Rolle mehr spielen soll."
Die Episode zeigt wieder einmal, dass Frankreich und Deutschland europapolitisch auf unterschiedlichen Planeten leben. Für Frankreich ist die EU ein Instrument französischer Machtpolitik, für Deutschland eine Entlastung vom Nationalstaat mit der Perspektive Föderalisierung.
Die Deutschen haben Macrons Europa-Rhetorik als Bestätigung ihrer Föderalisierungsideen missverstanden; die Franzosen missverstehen die Spitzenkandidaten-Idee als Versuch, deutsche Macht in Brüssel zu zementieren.
Solche Missverständnisse, die aus Projektionen des Eigenen auf den Anderen entstehen, und aus Nicht-Erkennen von Differenzen, sind Sand im Getriebe der so wichtigen deutsch-französische Zusammenarbeit.
