Thread by @Brainflakes

@germ_86 Könnte man meinen. Tatsächlich geht er mit wissenschaftlicher Logik dran.

Im Alltag versuchen wir, Hypothesen durch Belege zu bestätigen. Diese Herangehensweise vernachlässigt aber sowohl alle Gegenbeweise sowie alle anderen möglichen Erklärungen. (1/11)

Beispielhypothese: Der Mond ist aus Käse.

Beweis: Der Mond ist gelb, sieht irgendwie löchrig aus und befindet sich in der Milchstraße.

Das ist selbstredend Unsinn, auch wenn die Argumentation auf den ersten Blick schlüssig aussieht. Wo ist also das Problem? (2/11)

Erstens: Es wurde nur nach dem gesucht, was mit unserer Hypothese vereinbar ist, aber nicht nach möglichen Unvereinbarkeiten von Hypothese und Realität. Wie kann es zB sein, dass der Mond angesichts der Hitzewirkung der Sonneneinstrahlung formstabil bleibt? (3/11)

Zweitens: Es sind zahllose andere Hypothesen denkbar, die das Erscheinungsbild des Mondes erklären. Sie wurden aber gar nicht erst untersucht. (4/11)

Der Fehler, der dazu führen kann, dass man den Mond für ein Käsebällchen hält, heißt "Confirmation Bias" oder deutsch Bestätigungsfehler (von @Tuxiterano erwähnt) und gehört zu den Wahrnehmungsverzerrungen, die in der kognitiven Psychologie beschrieben werden. (5/11)

Während wir im Alltag versuchen, unsere Hypothesen zu bestätigen, geht seriöse Wissenschaft da genau umgekehrt dran:

Es wird nicht eine Hypothese untersucht, sondern alle, die in Frage kommen. Und man versucht nicht, sie zu bestätigen, sondern sie zu widerlegen. (6/11)

Daraus folgt das Sherlock- Holmes- Prinzip:

Wenn man alle anderen Hypothesen widerlegt hat, entspricht die einzige Hypothese, die sich nicht widerlegen lässt, der Wahrheit. (7/11)

Gute Wissenschaft fragt immer unvoreingenommen, testet in alle Richtungen und sucht nach Widerlegung.

@Tuxiterano versucht, sich in die Lage zu versetzen, die Verlässlichkeit Deiner Aussage anhand ihrer Entstehung eigenständig beurteilen zu können. (8/11)

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. (9/11)

Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.  (10/11)

Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."

(Immanuel Kant: Was ist Aufklärung?) (11/11)