Thread by @Brainflakes

@MatthiasGrimm7 AfD und NSDAP
Vergleich

Das NSDAP-Programm lässt die NS-eigene Denke nur weichgespült in Grundzügen erkennen.

Vom Programm der AfD ist noch weniger Deutlichkeit zu erwarten, auch weil das GG wehrhafter als die Weimarer Verfassung. (1/21)

Es reicht also nicht, auf Programme zu schauen. Was sonst noch öffentlich bekundet wird, ist weniger verhohlen.

Die Ideenwelten sind einander aber sehr ähnlich. - Ein Vergleich entlang des NSDAP-Programms... (2/21)

Erstens. AfD und NSDAP vertreten die Idee, die staatliche Souveränität Deutschlands sei durch internationale vertragliche Verpflichtungen beeinträchtigt. Die Rechtmäßigkeit der Verträge wird in Zweifel gezogen und eine Aufkündigung wird angestrebt. (3/21)

Bei der NSDAP sind es die Verträge von Versailles und St Germain, bei der AfD die von Maastricht und Schengen.

Während Friedensverträge oft aus einseitiger Not akzeptiert werden, wurden die gegenwärtigen Verträge frei und zu allseits gleichen Bedingungen geschlossen. (4/21)

Um Frieden durch Verpflichtungen und Abhängigkeiten geht es bei allen diesen Verträgen. Man sitzt in einem Boot.

Aber wer die Freiheit haben will, das Boot des anderen zu versenken, besteht meist darauf, im eigenen Boot zu fahren. (5/21)

Zweitens. Die NSDAP verlangt vor dem Hintergrund von "Überbevölkerung" zusätzlichen Lebensraum, hier Kolonien, viele davon in Afrika.

Die AfD beschwört bei drohender Unterbevölkerung das Gespenst des "Bevölkerungsaustauschs", hier durch Migranten, viele davon aus Afrika. (6/21)

Bei völlig gegensätzlichen demografischen Vorbedingungen gibt es deutliche Parallelen der Perspektive auf die Welt und ihre Ordnung:

Es geht um Lebensraum, wobei der Aspekt "Leben" in beiden Fällen nur den Aufhänger für den angeblich existenziellen Charakter bildet. (7/21)

Beide denken Lebensraum als Territorium, kategorisch assoziiert mit Herrschaft u Konkurrenz.

Vorrechte werden mit "rassischer"/kultureller Überlegenheit begründet Abgrenzungen zur Konkurrenz erfolgen entlang dieser Ressentiments. (Siehe unten: Staatsbürgerschaft). (8/21)

Die geistige Welt, der die Umvolkungs-Denke entspringt, ist immer noch die der Verteidigung eines territorialen Herrschaftsanspruchs gegen "Neger, die einen anhusten", "Kameltreiber", "Kümmeltürken", "Kopftuchmädchen" und "Messermänner" und "Analphabeten". (9/21)

Beider Denken ist verhaftet in denselben tiefbraunen Kategorien von Herren- und Untermenschen, Kolonialisten und Kolonialisierten, "Massas" und "Niggers", Herren und Sklaven,

Menschen als Menschen zu denken, ist für die AfD genausowenig denkbar wie für die NSDAP. (10/21)

Drittens. Das NSDAP-Programm konstatiert: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist." Bei dem Hinweis, dass die Religion unerheblich sei, geht es um die Zerstreuung des Verdachts der Verfassungsuntreue. (11/21)

Die Weimarer Verfassung garantierte Religionsfreiheit, was aber mit
"Kein Jude kann Volksgenosse sein"
irgendwie unter einen Hut muss.

Schon damals verquaste man schamlos Begriffe der Herkunft, Abstammung und Religion, um xenophobe Aversion geistig verdaulich zu machen. (12/21)

Und heute? Heute sind Afrikaner mit deutschem Pass für die AfD Nichtdeutsche, weil sie Araber und gebürtige Migranten sind, aber nur wegen der Religion. - Oder so ähnlich.

Im AfD-Programm steht das bestimmt für die Galerie sachlich korrekter und mit schöneren Worten. (13/21)

Aber sonst...? Aktuelles Beispiel:

Der Jugendliche, nach dessen Tätlichkeit vor 2 Wochen in Augsburg ein Mann verstarb, ist Deutscher. Er hat zwei weitere Pässe, aber aufgewachsen ist er hier. (14/21)

In den Tweets führender Vertreter der AfD liest sich das so:

"Der in #Augsburg zu Tode geprügelte Feuerwehrmann war ein neuerliches Opfer von Migrantengewalt."
(Weidel) (15/21)

"#Messereinwanderung"
ℹ️ Zu Grafik mit Augsburg-Schlagzeile.
⚠️ "Messer" heißt hier: Bloße Hand.

"Es kann nicht zu viel verlangt sein, in einem fremden Land dessen Regeln zu entsprechen."
(Meuthen)

Migrantengewalt. Einwanderung. Fremdes Land. - Faschtastisch. (16/21)

Nochmal: Der kommt von hier. Der lebt schon immer hier. Der ist hier zu Hause. Ein anderes hat er nicht. Er kennt nur Deutschland. Er hat einen deutschen Pass. Er ist Deutscher.

Ich kann es hören:

"Aber der Islam!"
Was weiß man über seine Konfession?
Hat jemand gefragt? (17/21)

"Aber der Kulturhintergrund!"
In welcher Kultur ist es erlaubt, wahllos Passanten zu töten?

Bloße Scheingefechte.

Klartext: Es geht nicht um Herkunft, Konfession oder Kultur.

Es geht um ABSTAMMUNG.

Ich warte nur auf erste Faseleien über "Halb- und Viertelmigranten". (18/21)

Viertens. Die NSDAP fordert, Zuwanderung zu unterbinden.
Die AfD fordert "Minuszuwanderung" und Schließung der Grenzen (s.o. Schengen).
Beide fordern Ausweisungen und Erschwerung bzw Verhinderung von Einbürgerung. (19/21)

Fünftens. Die Presse wird von beiden Parteien als "Lügenpresse" gebrandmarkt. Der Begriff ist außerhalb von Kriegsrhetorik einschlägig bräunlich gefärbt.

Die Forderungen der NSDAP sind hier konkreter, die Stoßrichtung ist dieselbe. (20/21)

Sechstens. Es gibt viel mehr Parallelen, inhaltlich und rhetorisch. Aber es reicht.

Es ist ja nicht so, als wüssten Sie das alles nicht. Sie wissen auch, dass man das nicht in zwei Tweets beantworten kann.

Nur deshalb haben Sie gefragt.
Nur deshalb habe ich geantwortet. (21/21)

@threadreaderapp unroll