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Als könne man morgen blind werden, so solle man die Fotokamera einsetzen.[1] Was Dorothea Lange da sagte, hat größere Auswirkungen, als allein Ausdruck des memento mori und Technik des Realismus zu sein. Denn möglicherweise gilt das Fotobild als Beweis, für etwas, das
geschah, ist aber oft, wie Siegfried Kracauer wußte, seiner realistischen Tendenz enthoben. Die Repräsentanz, die wie ein Abzug von Wirklichem sein sollte, ist mit dem linguistic turn, was Fotos angeht, ins Wanken geraten und mit dem endlosen privat-öffentlichen Bildstream eine
uneinheitliche Instanz des Zeigens. Fotos meinen mehr was sie zeigen. Damit sind sie dann wie Text "Schrift" und nicht mehr Spur. Jörg Sasse hat entsprechend arrogant "die Dinge" sortiert.[2] Die fotografische Spur wird dann Textordnung und Archiv und Text wird selbst zur
Spur, zur Umgebung, in der man sich zurechtfindet, sucht. aufspürt. Der Umschlag vom Geschriebenen zur Spur setzt Foto und Text in eine Konkurrenz oder macht sie gleich. Das bedeutet, die authentische optische Aufzeichnung reflektierter Photonen in einen Speicher und Schrift
hätten dann keinen ontologischen Unterschied mehr aufzuweisen. Fotos unterliegen aber dem Text. Die World Press Photo Contests verlangen genaue Angaben zur Verifikation und Herkunft eines Fotos. Presse und Foto und Wirklichkeitsschutz verlangen die Bildunterschrift. Nur das
Beschreibende versichert dann dem Seher das zu Sehende. Was also macht noch die "realistische Tendenz"? Mit einem Begriff von Material oder offenem Staging im Verhältnis zueinander und dem (warenförmig) demokratisierten Massenbild im Hyperplural ohne Exploitation oder mit
ikonischer Selbstausbeutung ist die fragmentarisch zusammengesetzte und beglaubigte Fotowirklichkeit keinem Metier mehr eigentlich. Und je mehr Fotos von allen, desto professioneller muss die dokumentarische Fotografie ihre Wirklichkeit selbst dokumentieren. "Vietnam War
photographer Eddie Adams and the Saigon execution photo that shocked the world". Zur Blindheit der Fotografie dann ein ander mal.
[1] _Kalifornien aus der Sicht von Dorothea Lange_ bei ca. 13:30, arte.tv/de/videos/0922…. Abb.: Screenshot.
[2] c42.de/workmain.php.
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