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2/14: „Die bösen Ausländer“ kann jeder kreischen. Trivial. „Die bösen Politiker (außer uns)“ auch. Leute beschimpfen, die eh keiner mag: super-trivial. Kann alles jeder Dorfdepp. „Die blöde Greta will uns unseren Diesel wegnehmen“: Simpel, ebenso „Schaut mal, das hässliche Weib!“
3/14 „Die wollen uns zensieren, wir dürfen unsere Meinung nicht sagen!!!!“ ist genauso einfach. „Die Medien mögen uns nicht“ ist schnell gesagt – aber warum sollten die Medien auch Politiker mögen, die nur unterkomplexes Zeug nachplappern und sonst keine Konzepte haben?
4/14 Nahezu alles, was AfD-Politiker so üblicherweise von sich geben, könnte jeder schlechte Laien-Schauspieler ohne Drehbuch von sich geben, wenn er will. Aber warum haben die damit Erfolgt? Nun … Erinnert Ihr Euch noch an die Umfragen rund um Martin Schulz' Kanzlerkandidatur?
5/14 Anfangs sind die Umfrage-Werte für die SPD nach oben geschossen. Ohne dass irgendwelche Änderungen am Programm stattfanden. Und dann sind sie gefallen, immer weiter. Ohne inhaltlichen Grund. Erfolge wie Misserfolge: egal.
6/14 Das Beispiel zeigt: Die Mehrheit der Wähler interessiert sich nicht für Politik. Null. Die Mehrheit wählt irgendwas nach Gefühl. Bei allen Parteien. Inhalte stören da nur. Merkel hat lange davon profitiert: Hauptsache niemanden verschrecken, nichts ändern.
7/14 Das klappt aber nicht mehr, wenn Schreihälse mit simpler Botschaft kommen. Hass ist starkes Gefühl. Diejenigen, die sich eh nicht für Politik interessieren, nehmen simple Botschaften eher wahr. Die lassen sich nicht nur einfach erzählen, sondern auch leicht transportieren …
8/14 … und wahrnehmen. Die Chance, dass Leute ohne Interesse für Politik Botschaften wahrnehmen, steigt drastisch, wenn sie simpel sind. „Die doofen Auskländer“ klappt vor allem dann super, wenn man keine kennt. Und ist simpel. Bei „die bösen Politiker“ nickt auch jeder.
9/14 Denn wer soll an allem, was nicht toll ist, schuld sein, außer „die Politiker“? Und irgendwas, was nicht toll ist, findet man immer. Je provokativer und je mehr Hass, desto eher wird ein gelangweilter Wähler hinter dem Ofen hervorgelockt.
10/14 Und dann gibt es YouTube, Facebook und nun auch Twitter, die alles belohnen, was viele Interaktionen erhält. Die einfachen und simplen Botschaften werden weiter getragen. Und diejenigen, die sich nicht für Politik interessieren, kriegen dann doch noch irgendwas davon mit.
11/14 Aufmerksamkeit! Die wichtigste Währung in der politischen Kommunikation. Die kommt durch einfache Botschaften und das Weitertragen durch YouTube, Facebook, Twitter. Das nehmen Journalisten wahr und tragen das wieder weiter. Super für Populisten-Schreihälse.
12/14 Denn: Das bringt Aufmerksamkeit. Und die hilft, der breiten Mehrheit, die keinerlei Interesse an Politik hat, irgendwelche Inhalte einzutrichtern. Und warum ist das früher nicht passiert? Naja, zum einen stärkere Parteibindungen und siehe oben: kein YouTube, Facebook usw.
13/14 Übrigens: Früher haben Schreihälse zwar weniger Aufmerksamkeit bekommen, aber manchmal hat es auch geklappt. Schill oder die REPs haben teilweise erfolgreich gepoltert. Waren schnell wieder weg. Es gab auch keine Kanzlerin, deren fast einziges Programm „vertraut mir“ war.
14/14 Also: die Botschaften sind auf fruchtbaren Boden gefallen, weil der desinteressierte Boden so lange mit einfach keimender Saat überschüttet wurde, bis eben das eine oder andere gekeimt hat. Und das wächst und wuchert nun. Immer weiter. #LTW19
14+1: Und was tun? Wichtig ist m.E., dass das politische Desinteresse der breiten Bevölkerung überwunden wird. Dann sieht vieles ganz anders aus und man kann dann sinnvoll um die besten Lösungen ringen. Hört sich einfach an, ist aber sehr schwer.
