Thread by @IhrRaum

Don't be sorry: #nolympia!
tl;dr: In diesem Thread versuche ich die Grundlogik der #12062020olympia Veranstaltung aus dem Blickwinkel einer antifaschistischen Sozialwissenschaftlerin zu beleuchten.
Ergebnis: Das Fundament bildet eine neoliberale, faschistische Weltanschauung.

Ich möchte zuallererst einen Dank aussprechen.
An @PhilipEinhorn.
Was überraschen mag, denn diese ist nicht polemisch gemeint.
Ich danke Siefer dafür, die Zusammenhänge in dieser Art formuliert zu haben und

dafür dieser von einer Interviewanalyse ausgehende, umfassende Kritik, endlich auf nur einen zentralen Schauplatz der Beweisführung reduzieren zu können, der nicht so schnell verschwindet.

Vielleicht gebührt der Dank aber auch insbesondere dem Team von @JungNaiv und der Interviewführung von @TiloJung, der durch die verscherbelte, neoliberale Hipster-Startuprhetorik vermittelt.

Eine Kritik am Vorgehen von Entrepreneurs wie @EinhornBerlin und Teilen der …-For-Future-Gruppen kann nur im Rahmen einer allgemeinen Gesellschaftskritik verstanden werden. Lasst uns Aussagen Siefers daher ebendieser unterziehen.

Die Kritik reduziert sich nicht auf die vielfach zitierte "Nazis die konstruktiv sind, dürfen gerne ins #Olympiastadion kommen"-Passage.
Das, dass sollte auch Einhorn und @Luisamneubauer klar sein, ist Panne gewesen. Wie auch die nachfolgenden Versuche der Schadensbegrenzung

#12062020olympia-These: „Einhorns interesse ist ein vorrangiges politisches“

Es geht darum, sich für Dinge, die wichtig sind einzusetzen. Nachhaltiges ficken, Sexpositivität, gegen die #Tamponsteuer

Gegenthese: Profitinteresse
🔻fälliger Steuernbetrag sinkt
⤴️Gewinnmarge steigt um selbigen Betrag
🛒Zielgruppe, die sich diese eher leisten kann/will (teure, hippe Kondome und Menstruationsartikel).
💚👨‍❤️‍💋‍👨🛍️Ökogewissen im sexpositiven Tinderalltag einfach konsumieren
#nolympia

Petitionen schaffen Veränderung-These
Vielfach kritisiert und wiederholt, daher hier nicht.

Gegenthese:
Einhorn profitierte von der jahrelangen Vorbereitung der #LGBTIQ und #Feminismus.
So wie: Anfang 1997 ein Buch rauszubringen mit dem Titel „Vergewaltigung in der Ehe stoppen“ und dann sagen, man hätte den Straffrei-Vergewaltigen Paragraphen abgeschafft.
#noolympia

Gegenthese:
Petitionen sind kein Aktionismus.
Petitionen schaffen keine Veränderung, sie sind der bürgerliche Ausdruck, oder die Andeutung des dahinterstehenden Kampfes um Hegemonie.
#nolympia

#12062020olympia-These:
„Es gibt schon Lösungen“
Für komplexe gesellschaftliche Probleme gibt es bereits Lösungen.
(Außer manche, wie Rassismus, dafür gibt es keine Lösungen, vielleicht ja aber doch)
Wir müssen nur die richtigen Leute zu Wort kommen lassen:

Gegenthese:
Komplexe gesellschaftliche Probleme benötigen eine komplexe Aushandlung. Lösungen sind dabei im Kampf um „Hegemonie“ oder Macht entstandene Ergebnisse dieser.
Ihre Eignung zur Problemlösung hängt von den Kräfteverhältnissen ab.

#12062020olympia-These:
„Es gibt bestimmte Leute, die haben diese Lösungen“, (Lösungsgeber-Neologismus)

Es gäbe bestimmte Menschen, die bereits Lösungen haben.
Diese so genannten „Lösungsgeber“ haben allerdings nur ein Problem. Von ihnen wissen nicht so genug Leute.

Gegenthese:
Da Lösungen Ergebnisse immerwährender Aushandlungsprozesse (dem Kampf um Hegemonie) und Bestandteil der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen, wie dem Interessengegensatz sind, gibt es keine Elite der Lösungsgeber.

Das Ziel darf nicht sein, Menschen zum „empfangen“ zu erziehen, sondern ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die Aushandlung selbst zu gestalten und gleichsam an ihr teilzuhaben.

#12062020olympia-these:
„Lösungsgeber müssen mit Aktionsmasse vernetzt werden“
Den Begriff Lösungsnehmer benutzt Siefer zwar nicht, seine Terminologie legt allerdings den Schluß nahe, dass die Aktionsmasse in einer empfangenden Position ist.

Es geht also hier darum, die Infrastruktur dafür zu schaffen.
Hier findet sich am zentralsten das neoliberale Weltbild des Organisators von #12062020.
Es unterstellt, dass es eine Zielhandlung gibt (Aktion/Petition/Konsum) die aufgrund einer Marktunvollkommenheit

nicht realisiert werden kann.
Potentielle Nachfrager*innen verfügen nicht über die notwendigen Informationen [Hier: Petitionsideen der Lösungsgeber und der vermeintliche Nutzen der Petitionen] um die logische Handlung abzuleiten.

Gegenthese:
Es gibt keinerlei keine unsichtbare Hand , keine Unvollkommenheit durch staatlichen Einfluß oder mangelnde Infrastruktur oder Allokationsprobleme, sowie keine Marktautomatismen, die greifen, wenn man eine „Optimale Marktposition“ schafft.

Der Markt ist nicht die strukturierende Logik und er tendiert auch nicht zu einem Gleichgewicht.
Weder die Thesen von Friedman, noch Hayek haben bestand. #nolympia

#12062020olympia:
„Die Struktur die wir benannt haben, ist die notwendige Infrastruktur“ Es muss ein zentrales Großevent sein, Ausreichende Infrastruktur zur Anreise, Datenverkehr .... Es muss zentrale Screens geben und ein Streaming. dies kann nicht partizipativ laufen

Gegenthese
Selbst wenn wir zustimmen, dass allfies notwendig ist (was ich akzeptiert hätte, wenn es eine selbstverwaltete Struktur gegeben hätte, die all diese Leistungspunkte definierte) dann zeigt der @ccc, dass gerade das mit Selbstverwaltung grandios funktioniert. #nolympia

@ccc #12062020olympia
„Nur das Olympiastadion bietet die notwendige Infrastruktur“
„stell dir vor, wir sitzen alle im Olympiastadion“

Die Logik ergibt sich ausschließlich aus der Symbolwirkung und der Ästhetik der Masse.

... Damit auch die Wahl des Olympiastadions als Austragungsort einer Veranstaltung, auf der eine Masse an Lösungsnehmerinnen durch Impusvoprträge von Lösungsgebenden nicht nur rein symbolisch zu Handlungs- Ausführungs- oder Aktionsmasse geformt werden soll.

Gegenthese:

s.o. legt nahe, dass auch die Infrastruktur ein Scheinargument ist.
Es geht in den meisten Beiträgen von Siefer um die Symbolwirkung des Olympiastadion. Und gerade diese steht in der Kritik. Der Konflikt/Tabubruch scheint Teil der Vermarktungstaktik
#nolympia

Bewertung:#nolympia
Einhorn agiert im Interessengegensatz seiner Stellung entsprechend logisch. Politischer Aktivismus wird reduziert auf Marke.
Richtig vermarktet kann dieser in Lobbyarbeit für StartUp-Interssen im Sinne neoliberaler Gewinnmaximierung transformiert werden...

... Gewinnmaximierung ist das vorrangige Interesse.
Dies geschieht indem unterschiedliche Interessenspositionen geschickt verknüpft werden:
Instrumentalisierung von sexpositiven Engagement, Antisexismus/-rassismus zur Produktvermarktung (#YesWeCum21)

... Erfolgreich ist dieses Marketingvismus insbesondere dadurch, dass sich mit @Luisamneubauer und einigen #FFF-Gruppen bereits im Zentrum der Aufmerksamkeit stehende Aktivist*innen haben "kapern" lassen.
#nolympia

... Es ist egal, ob die Unternehmen groß Labeln können, dass sie Sponsoren sind oder nicht. Das #Greenwashing ist bereits vollzogen. Dabei waschen sich hier insbesondere die rein, die zum Kern des Problems maßgeblich beitragen.

https://twitter.com/IhrRaum/status/1214193094586974212?s=20

Siefer reduziert Aktivist*innen zudem auf ihre Rolle als Konsument*innen, indem er bspw. Einen Lösungsmarkt skizziert, auf welchem weitere nur eine Rolle als Nachfragende und Aktionsmasse haben.
#nolympia

Dies erschafft den ausführenden, zentral (fremd-)gesteuerten Aktivismus. Er trennt die intellektuelle Elite und die Masse. Dies ist nicht nur punktuell der Fall, sondern zieht sich durch die Argumentation. Hier trifft sich das neoliberale Ideal und das faschistische #nolympia

Falls du bis dahin durchgehalten hast: Respekt :-) und Danke !

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