My Authors
Read all threads
Ich schätze ja @jsuedekum sehr, aber im Interview ⬇️spiegel.de/wirtschaft/soz…, das er dem Spiegel gab, gibt es neben ein paar nachdenkenswerten Punkten auch Dinge, die nicht unkommentiert im Raum stehen sollten. 1/20
cc @MakronomMagazin @derfreitag @oxi_blog #EconTwitter
1) Ich finde es widersprüchlich, sich als Ökonom „nicht anmaßen[zu wollen], detaillierte Empfehlungen für den Gesundheitsschutz auszusprechen.“ Aber ein paar Zeilen davor zu behaupten: „Klar ist: Der strikte Shutdown kann nicht länger als ein paar Wochen dauern." 2/20
2) Die Frage nach dem Eingreifen in die Produktion ist seitens Spiegel mit dem Begriff „Kommandowirtschaft“ unterirdisch geframed worden. Dass darauf aber mit „kreativen Lösungen“ aka "der Markt" geantwortet wird, ist "mutig" & teils ein Schildbürgerstreich. 3/20
2a) Eine Kommandowirtschaft hat mWn bislang niemand gefordert. Letztlich wird es auf genau das hinauslaufen, was Jens erwähnt⬇️ – & da ist „der Staat“ natürlich von wesentlicher Bedeutung, bei der auch Ministerien eine Rolle spielen! 4/20
2b) Die „kreativen Lösungen“ sind in der Argumentation *innerhalb* der Marktwirtschaft angesiedelt. Das wird u.a. auch durch den Glauben in die Schwarmintelligenz der Unternehmen im Gegensatz zur zentralen Planungsagentur bestätigt. 5/20
Dass hier gleichzeitig der Staat Signale setzen soll, wenn gleich am Anfang dieser Passage zu Protokoll gegeben wird, die Weisheit läge nicht in Ministerien, das hat schon ein gewisses Maß an Ironie.
6/20
BTW: Es ist interessant, wie die „unsichtbare Hand“ vom Biologismus der „Schwarmintelligenz“ ersetzt wird. 😉7/20
2c) Tatsächlich ist es aber abenteuerlich, hier auf die „Schwarmintelligenz“ aka „den Markt“ zu setzen. Der „Schwarm“ war ja offenbar so intelligent, dass wir jetzt ohne ausreichend Personal, Materialien usw. dastehen. 8/20
Dass international gedacht werden muss, ist schon richtig. Aber hier auf die nötigen Importe zu verweisen, ist angesichts der jüngsten Erfahrungen (z.B. zdf.de/nachrichten/pa… ) ein sehr, sehr schlechter Witz. 9/20
Um es einmal konkreter zu machen:
Es braucht sehr wohl auf nationaler & europäischer Ebene eine Koordination des Gesundheitsmanagements, inklusive der Organisation (Einkauf) von benötigten Waren & der Bildung von Humankapital. 10/20
Was allgemein im Gesundheitswesen fehlt, lässt sich beim Fachpersonal in Erfahrung bringen. "Markt" oder "gar mehr Markt" bzw. Privatwirtschaft wird hier sicherlich - aus sehr gutem Grunde - nicht unbedingt als "die beste Lösung" angesehen werden. 11/20
Für einen Eindruck siehe aktuell das Interview mit @alexander_jorde im @AufwachenPod 427 .⬇️ Dort wird ua die Privatisierung des Gesundheitssektors in kritisiert. Und das ist, was mensch aus dem Bereich öfters zu hören bekommt. 12/20
2d) Alles recht diffus: „Der Markt“ soll es richten, braucht aber „den Staat“, der Anreize setzen soll... ohne die "Weisheit" von Minister:innen? Und das in einem Umfeld, in dem „der Markt“ nichts gerichtet hat & quasi „Piraterie unter Freunden“ wieder auflebt.🤨🤔 13/20
3) Ich frage mich, ob der Wunsch, wirtschaftliche Schäden zu begrenzen, ohne Abstriche beim medizinischen Schutz zu machen, nicht Wunschdenken oder gar gefährliches Wunschdenken ist. Was ist, wenn wir med. Schutz *nicht* ohne Abstriche bei der Wirtschaft haben können? 14/20
4) Jens rechnet mit Kosten des Shutdowns, berücksichtigt aber nicht das von @tom_krebs_ @MakronomMagazin makronom.de/corona-krise-e… erwähnte Transformationspotenzial, das im Shutdown läge. 15/20
Konkret: Wenn ich #Corona für einen als notwendig (!) erachteten Umbau „der Wirtschaft“ nutzen möchte, z.B. in Form von Weiterbildung oder (hier würde ich weiter gehen) Verhaltensänderungen, dann braucht es wohl auch eine Shutdown-Mindestzeit. 16/20
Insofern gilt es eigentlich, mögliche Szenarien abzuwägen, statt sich auf auf einen in der Vergangenheit verankerten Referenzpunkt (vor Corona) zu fokussieren. (Und Letzteres schimmert mir im Wunsch nach einem kurzen Shutdown durch.) 17/20
5) Klar, wenn im Interview von „Wirtschaft“ die Rede ist, ist nur Marktwirtschaft gemeint. Kein Gedanke an Versorgungsökonomie oder den Sozialen Sektor. Kein Gedanke daran, dass dies die *Voraussetzung* für jegliches Wirtschaften - inklusive Marktwirtschaft - darstellt. 18/20
Dabei gibt viele Tätigkeiten, die Voraussetzung auch für „Marktwirtschaft“ sind, die „uns“ jetzt aber erst einmal so richtig bewusst werden. Und ja, das könnte mensch auch mal zum Anlass nehmen, über reale Wertschöpfung zu sprechen, z.B. die aus dem Sozialen Sektor. 19/20
Und genau das wird ausgeblendet, wenn implizit die Hoffnung genährt wird, „die Wirtschaft“ könne so wie vor #Corona weitermachen. Sollte etwas Nachhaltiges aus Corona folgen, dann wohl die Stärkung der Versorgungsökonomie & des Sozialen Sektors. 20/20
Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh.

Enjoying this thread?

Keep Current with SeTh

Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

Twitter may remove this content at anytime, convert it as a PDF, save and print for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video

1) Follow Thread Reader App on Twitter so you can easily mention us!

2) Go to a Twitter thread (series of Tweets by the same owner) and mention us with a keyword "unroll" @threadreaderapp unroll

You can practice here first or read more on our help page!

Follow Us on Twitter!

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just three indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3.00/month or $30.00/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!