Mortalität in den 20 Ländern mit den höchsten Fallzahlen, Stand 3.4. abends
🇮🇹 12 Prozent
🇪🇸 9
🇫🇷 9
🇳🇱 9
🇬🇧 9
🇧🇪 7
🇮🇷 6
🇸🇪 6
🇨🇳 4
🇧🇷 4
🇨🇭 3
🇺🇸 3
🇵🇹 2
🇹🇷 2
🇰🇷 2
🇨🇦 2
🇦🇹 1
🇩🇪 1
🇳🇴 1
🇮🇱 0,5
Quelle: Worldometers, eig. Berechnungen
@welt
Sterben 1% der Infizierten? Oder 10%?
Ist 🇮🇹 die traurige Ausnahme? Oder ist eher 🇩🇪 der Ausreißer?
Blickt man auf die Mortalitätsraten (= Zahl der Todesfälle in Relation zur Zahl der Infizierten), sind die Unterschiede groß:
In 🇮🇹 kommen auf 115.242 Fälle 13.915 Verstorbene. Das entspricht einer Sterblichkeit von 12,1%.
Ebenfalls auffällig hoch sind die Werte für 🇪🇸 (9,2%), 🇫🇷(9,1%), 🇳🇱 (9,1%) und 🇬🇧 (9,1%).
🇩🇪 sticht heraus mit einer Sterblichkeit von aktuell 1,3%. Auf ähnliche Werte kommen nur Länder mit viel kleineren Fallzahlen.
Deutschland (1107) hat weniger Tote als die Niederlande (1339), obwohl wir fast 6x so viele Infizierte haben.
Wie tödlich das Coronavirus ist, die Frage ist wichtig für jeden von uns, aber auch für ganze Gesellschaften.
Eine im Vergleich niedrige Mortalität könnte ein Hinweis sein auf ein gut funktionierendes Gesundheitssystem.
Eine über die Zeit steigende Mortalität dagegen könnte ein Indiz dafür sein, dass das Gesundheitssystem überlastet ist.
Und: Je tödlicher das Virus erscheint, umso eher scheinen drakonische Maßnahmen zu seiner Bekämpfung gerechtfertigt.
Das Problem ist: Man vergleicht schnell Äpfel mit Birnen.
Ein Land, in dem schon bei milden Symptomen auf Corona getestet wird, wird relativ viele Corona-Kranke in der Statistik haben – und eine niedrige offizielle Sterblichkeit.
Umgekehrt: Eine hohe Sterblichkeit kann sogar ein Hinweis darauf sein, dass in einem Land (zu) wenig getestet wird.
Und: Wenn, wie in 🇩🇪, die Testkapazitäten hochgefahren werden, sind Vergleiche über die Zeit hinweg auch mängelbehaftet.
Endgültige Antworten auf die Frage, wie tödlich Corona ist, werden wir also nicht bekommen.
Aber: Wir wissen noch weniger, als wir wissen könnten.
Dies u.a. deshalb, weil international nur Strichlisten verglichen werden, wenn überhaupt
Um zu ermessen, wie eine bestimmte Mortalitätsrate zu bewerten ist, ist aber es wichtig, auf die Altersstruktur der Infizierten zu schauen. In Südkorea zum Beispiel haben sich auffallend viele Jüngere infiziert (s. Chart; Quelle: KCDC).
In Deutschland sieht die Altersverteilung anders aus (s. Chart; Quelle: RKI).
In Deutschland sind die Infizierten im Durchschnitt (Median) 49 Jahre alt, sagt das RKI. Noch älter sind die Infizierten in Italien. Hier liegt der Median bei 62 Jahren, so das Istituto Superiore di Sanità (s. Chart).
Es ist naheliegend, dass die unterschiedlichen Sterblichkeiten auch auf diese Altersunterschiede zurückzuführen sind. Denn bekanntermaßen nimmt das Risiko einer schweren Corona-Erkrankung mit dem Alter zu.
Für zumindest vier Länder sind im Internet täglich aktualisierte Daten verfügbar, aus denen sich altersspezifische Sterberaten zumindest für jeweils große Altersgruppen berechnen lassen. (Genauer geht es leider nicht.)
Quellen sind das RKI (🇩🇪), das KCDC (🇰🇷), das Istituto Superiore di Sanità (🇮🇹) und das Ministerio de Sanidad (🇪🇸). Stand ist jeweils der 3. April abends.
Die Ergebnisse:
Mortalität unter Coronainfizierten: Unter 60-Jährige
🇮🇹 1,3 Prozent
🇪🇸 0,6
🇰🇷 0,2
🇩🇪 0,09
Mortalität unter Coronainfizierten: 60- bis 79-Jährige
🇮🇹 15,2 Prozent
🇪🇸 6,9
🇰🇷 3,8
🇩🇪 2,2
Mortalität unter Coronainfizierten: Über 79-Jährige
🇮🇹 30,1 Prozent
🇪🇸 22,5
🇰🇷 18,9
🇩🇪 12,4
Es zeigt sich ein durchgehendes Muster: Die Sterblichkeit ist in Italien mit Abstand am höchsten. Es folgen Spanien und dann Südkorea. Deutschland schneidet am günstigsten ab.
Das höhere Durchschnittsalter der Patienten in Italien ist also nicht der alleinentscheidende Grund für die höhere Gesamtsterblichkeit.
Was auffällt: Das Gefälle bei den Mortalitätsraten ist umso größer, je jünger die Altersgruppe ist.
Läge zum Beispiel die Mortalität unter 60- bis 79-jährigen Patienten in Deutschland so hoch wie in Italien, wären bisher nicht 311 Infizierte gestorben - sondern 2390.
Bei den unter 60-Jährigen wären nicht 55 gestorben, sondern 766.
Die geringere Sterblichkeit in Deutschland hat also vielen, vielen Menschen das Leben gerettet, gerade auch jüngeren.
Oder, anders ausgedrückt: Nicht nur die Großeltern-, auch die Enkelgeneration profitiert von #flattenthecurve.