Thread by @m_andrasch

(1/x) In mir wächst der Gedanke,dass für #OER in DE/DACH derzeit "eierlegende Wollmilchsau"-Problematik besteht: OER soll so viele Funktionen erfüllen, dass es an klaren und eng definierten Einsatzszenarien fehlt.
projektmagazin.de/glossarterm/ei…

(2/x) Diese Einsatzszenarien müssten m.E. nach a) skalierbar (vgl. Konzepte wie Flipped/Inverted Classroom, die gut kommunizierbar sind) sowie b) konkurrenzfähig sein ("herausragende Alleinstellungsmerkmale" [USPs] gegenüber der Konkurrenz besitzen).

(3/x) In den USA z.B. existiert das große Alleinstellungsmerkmal des kostenfreien Zugangs für Lernende ("equal access"/Phänomen "textbook broke"). Auf Kosten als Argument zu setzen ist riskant, aber funktioniert dort derzeit. Es gibt einen klaren Mehrwert:

(4/x) Da die rechtliche Durchsetzung von Urheberrechtsgesetzen in DE/EU aber weiterhin das geschlossene Klassenzimmer bzw. passwort-geschützte Uni-LMS-Kurse verschont (bzw. gewisse Freiheiten einräumt), gewinnt man mit den #OER-Vorteilen aktuell keinen Blumentopf.

(5/x) Andersrum und provokant ausgedrückt: Wären die Verlage damals mit dem #Schultrojaner durchgekommen, hätte #OER jetzt echte Vorteile in Bezug auf den rechtssicheren Einsatz von (geteiltem) Bildungsmaterial im geschlossenen Klassenraum.
de.wikiversity.org/wiki/Schultroj…

(6/x) Extrem prägend war für mich persönlich der Umgang von Hochschulen mit den Verhandlungen mit der #VGWort, für mich in etwa vergleichbar mit dem Schultrojaner. Viele Hochschulen hätten ihre LMS-Systeme geopfert, statt sie durchleuchten zu lassen.
blog.hf.uni-koeln.de/fspsycho/2016/…

(7/x) Das sagt für mich viel darüber aus, wie Hochschulen die Einhaltung von Urheberrecht in der Lehre einschätzen.

Rechtliche Konsequenzen gibt es somit weiterhin in DE nur im offenen Web - keine guten Rahmenbedingungen, um #OER für die breite Masse zu pushen.

(8/x) Ich freue mich sehr über die Freiheit für Lehre/Unterricht,aber mit dem ständigen Verbleib in der rechtlichen Grauzone, sind Ziele wie Öffnung/"Offene Kooperation" für mich in weiter Ferne. Offen ist für mich, welche Stellschrauben hier realistisch angehbar sind.

(9/x) Für 2019 muss man sich glaube ich auch eingestehen, dass "Remix-Kultur" als primäres #OER-Ziel nicht in naher Zukunft erreichbar ist. Bzw. es ist nicht so in der Praxis umsetzbar, wie man es sich in den letzten Jahren in der OER-Bewegung euphorisch ausgemalt hat.

(10/x) Es wird daher auch kein #Github für #OER geben,die Prozesse im Bildungssystem sind einfach anders/diverser. Bei Quelltext zählt jeder Buchstabe, sonst läuft die Software nicht fehlerfrei. Ein Schreibfehler in Bildungsmaterial ist ärgerlich, aber oftmals vernachlässigbar.

(11/11) Vermutlich machen viele #Open-Bewegungen solche Lernprozesse durch,euphorische Konzepte und große Ziele nähern sich kompromisshaft der Praxis an, tatsächliche Zielgruppen werden ausgelotet und Kommunikationskonzepte verfeinert.

Insofern: Es gibt noch viel zu tun! 💪 #OER