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Die #Klimakrise und die Widersprüche, die Paradoxien, die sie bringt, als theoretische Herausforderung. Ein Sammelthread. /1
1. Die #Klimakrise ist eine demokratietheoretische Herausforderung. Demokratie lässt sich damit fast letztbegründen, dass niemand wissen kann, was gut und richtig ist, dass das Richtige ausgehandelt wird. Gilt das noch unbedingt oder stellt die ungebremste Erderhitzung... /2
... die Möglichkeit von Aushandeln so infrage, dass sie wie Gleichheitsrechte deren Bedingung ist? Bisher behandeln wir Klimaschutz wie jede gewöhnliche Policy - wenn sie mehr ist, was folgt daraus für demokratische Prozesse? /3
Darin liegt die eigentliche demokratische Herausforderung, die real und nicht einfach aufzulösen ist, nicht im angeblich autoritären Geist der "Fridays for Future"-Bewegung oder von verbotsbegeisterten "Ökodiktatoren". /4
2. Jede Maßnahme, für die es jetzt im Prozess keine Mehrheit gibt, wird später noch teurer, auch demokratisch. Was jetzt unter Nutzung und Verteidigung von Handlungsspielräumen unterlassen wird, engt Handlungsspielräume ein. /5
3. Es gibt keine Möglichkeit, den Status Quo zu erhalten oder einen Status Quo Ante herzustellen. Es gibt nur Veränderung. Wer funktional das heutige Leben weitgehend bewahren will, muss umso mehr und aktiver Veränderung betreiben. Wer das ablehnt, verstärkt den Wandel. /6
4. Wir handeln informiert von Wissenschaft, die als Wissenschaft systematisch darauf angelegt ist, Wissen eher spät als verlässlich anzuerkennen, was heißt, dass wir auf Grundlage systematisch konservativer/optimistischer Prognosen handeln. /7
5. Wir dürfen nie zugeben, dass kaum mehr Eingriffsmöglichkeiten bestehen, weil wir Handlungsfähigkeit überhaupt nur erhalten können, wenn wir sie im Zweifel auch gegen den Zweifel behaupten. Deshalb muss es immer fünf vor zwölf sein. /8
6. Wir werden realistischerweise ohne einen eigentlichen Deus ex Machina, nämlich technologisches Geoengineering, die Kontrolle verlieren. Wir müssen ihn suchen und beforschen, dürfen uns aber gerade nicht auf sein Erscheinen verlassen. /9
Heißt: Das ist alles ziemlich komplex, kontraintuitiv, auch widersprüchlich, manchmal sogar albern, aber so ist es, und man sollte die Dinge auch so ernst nehmen. /10 Ende des Threads (vorerst)
