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Nach wem die Karl-Liebknecht-Straße, die Kurt-Eisner-Straße und die Käthe-Kollwitz-Straße benannt sind, dürfte den meisten in #Leipzig hoffentlich klar sein.
Aber die Straßen der Stadt stecken voller weiterer, heute oft leider weniger bekannter Namen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie, der Revolution & des Widerstands gegen den NS - viele davon direkt mit der Stadt verbunden (fast alle allerdings Männer).
Hinzu kommen die Orte der Revolution selbst: das "Volkshaus" als deren de-facto Hauptquartier, die "Leipziger Volkszeitung" (#LVZ) als das Organ der Revolutionspartei USPD, die Soldatenquartiere in #Connewitz ("Goldene Krone" und "Eiskeller", heute das Conne Island).
Hier mal einige der am häufigsten zu vernehmenden Namen:
ARNO NITZSCHE: Maschinenschlosser aus Leipzig, KPD, Gewerkschaftsvertrauensmann in der Gebrüder-Brehmer-Maschinenfabrik in #Plagwitz, kämpfte zwischen 1936 und 1938 als Teil der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, 1942 von den #Nazis inhaftiert...
...nach dem Krieg Meister im Gaswerk Süd in Leipzig, wo er 1948 beim Versuch einen verunglückten Kollegen zu retten schwer verletzt wurde und zwei Tage später an den Folgen des Unfalls verstarb. (Arno-Nitzsche-Straße seit 23.3.1949)
ERICH ZEIGNER: #SPD-Justizminister in #Sachsen 1921, Ministerpräsident 1923, nimmt im Oktober 1923 zwei KPD-Mitglieder in seine Regierung auf, daraufhin durch Reichspräsident Friedrich #Ebert (SPD) unter Anwendung der Reichsexekution als Ministerpräsident abgesetzt...
...1932 Unterzeichner des "Dringenden Appells" zum Zusammengehen von SPD und KPD im #Wahlkampf für die Reichstagswahl, nach 1933 mehrfach inhaftiert, nach dem 20. Juli 1944 in den KZs Sachsenhausen und Buchenwald...
... 1945 Oberbürgermeister von Leipzig, 1946 Mitbegründer der SED. (Erich-Zeigner-Allee seit 20.4.1919, kurz nach seinem Tod)
HERMANN LIEBMANN: #LVZ-Redakteur 1913-33, 1917 USPD, 1918 Arbeiter- und Soldatenrat, 1923 SPD-#Innenminister im Kabinett Zeigner, dabei Augenmerk auf Bekämpfung rechter Aktivitäten...
...enttarnte Lesergemeinschaft der "Sächsischen Landeszeitung" als verdeckte Weiterführung des verbotenen Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, ließ ihre Waffen und antisemitischen Flugblätter beschlagnahmen...
...machte nationalistische Umtriebe der Loge „Deutscher Herold“ und des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes, der Deutschen Bauernhochschule in #Hellerau und im Kasino der jungen Landwirte publik...
...zeigte Verbindungen des Dresdner Bürgerrates zur Deutschvölkischen Freiheitspartei auf, warnte vor rechten Stützpunkten im #Vogtland, die Verbindungen zur sogenannten Organisation Escherich („Orgesch“) und zur #NSDAP in #Bayern aufrechterhielten...
...1933-35 in den KZs Hohnstein und Colditz, wurde auf Befehl des Reichsstatthalters Martin Mutschmann ständig schwer misshandelt, war bei seiner Entlassung schwer krank und starb kurz darauf in Leipzig an den Folgen der Folterungen. (Hermann-Liebmann-Straße seit 1.8.1945)
ARTHUR HOFFMANN: aus Arbeiterfamilie, 1919 USPD, 1920 KPD, Haft nach Kampf gegen Kapp-Putsch in #Delitzsch, 1926 Rot-Frontkämpferbund, 1929 nach Verbot des RFB durch SPD-Innenminister Carl Severing wegen Organisation einer Protestkundgebung drei Wochen in Haft...
...KPD-Stadtverordneter, 1931 nach versuchtem Waffenkauf zu fünf Jahren Haft verurteilt, bei einer Amnestie 1932 jedoch vorzeitig entlassen, 1933 als Organisator des antifaschistischen Widerstandes in #Chemnitz im Untergrund, im November verhaftet...
...1934 zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt, nach Verbüßen der Strafe ab 1937 in „Schutzhaft“, nach einigen Monaten im KZ Buchenwald wurde er im Dezember entlassen, 1938 bis 1944 Organisator des antifaschistischen Widerstandes in Leipzig um Georg Schumann...
...ab 1943 Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD), am 19. Juli 1944 samt Familie erneut verhaftet, Prozess gegen ihn und vier Mitangeklagte vorm Dresdner Volksgerichtshof endet mit Todesurteil, 12. 1.1945 vollstreckt. (Arthur-Hoffmann-Straße seit 1.8.1945)
GEORG SCHUMANN: 1905 SPD, 1907 gewerkschaftlicher Vertrauensmann, 1913 #LVZ-Redakteur, im Weltkrieg in der „Gruppe Internationale“ (Spartakusbund), agitierte in der Leipziger Arbeiterjugend gegen den Krieg, 1916 eingezogen, Festungshaft wegen illegaler Arbeit für Spartakusbund...
(einer seiner Bewachungssoldaten war der spätere kommunistische Revolutionär Max Hoelz, dem Schumann die Grundlagen des Sozialismus beibrachte)
...leitete ab November 1918 Spartakusbund in Leipzig, 1919 Politischer Leiter KPD-Bezirk Leipzig, 1921 in gleicher Funktion KPD-Bezirk #Halle-Merseburg, preußischer Landtagsabgeordneter, 1923 KPD-Parteizentrale, danach von der Polizei verfolgt, emigrierte 1925 nach #Moskau...
...kehrte im März 1926 zurück, wieder Parteileiter in Halle-#Merseburg, wurde jedoch verhaftet und verbrachte fast ein Jahr in Untersuchungshaft. 1928 und 1930-33 KPD-Reichstagsabgeordneter, engagierte sich vor allem in der kommunistischen Erwerbslosenbewegung...
...leitete 1933 illegale Widerstandsarbeit in #Breslau, wurde verhaftet, zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, danach bis Juni 1939 im KZ #Sachsenhausen in „Schutzhaft“, arbeitete danach als Schlosser in Leipzig...
...baute ab 1941 mit OTTO ENGERT & KURT KRESSE eine der größten kommunistischen Widerstandsgruppen auf (Schumann-Engert-Kresse-Gruppe), orientierte sich am Nationalkomitee Freies Deutschland, stellte aber sozialistische Ziele wie #Enteignung der Großindustrie deutlicher heraus...
...im Sommer 1944 im Rahmen von #Gestapo-Verhaftungswelle gefangen und schwer gefoltert, blieb aber standhaft und rettete so vielen anderen Widerstandskämpfern vermutlich das Leben...
...vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode, am 11. Januar 1945 in #Dresden hingerichtet. (Georg-Schumann-Straße seit 1.8.1945)
WOLFGANG HEINZE: 1932 antifaschistische Jugendgruppe, Flugblattaktionen gegen Hitler, 1939 Rechtsberater in Leipziger „Köllmann Werkzeugfabrik“, dann Syndikus und Werkdirektor, ab 1941 in Widerstandsgruppe, überbrachte illegale Schriften und gab Hinweise...
...an der Herausgabe einer illegalen Zeitung beteiligt, organisierte Lebensmittel, Kleidung, Medikamente für die #Zwangsarbeiter in den Köllmann-Werken, versuchte die Produktionsaufnahme von Rüstungsteilen zu stören...
...von der Gestapo verhaftet im August 1944, zum Tode verurteilt, am 12.1.1945 im Hof des Dresdner Landgerichts hingerichtet. (Wolfgang-Heinze-Straße seit 1.8.1945)
RICHARD LEHMANN: #Sozialdemokrat, #LVZ-Redakteur, ab etwa 1941 Verbindung zum antifaschistischen Widerstand, versteckte Verfolgte in seiner Wohnung...
...schloss sich der Leipziger Widerstandsgruppe um Georg Schumann an, wurde mit dieser im August 1944 verhaftet und am 12.1.1945 in #Dresden hingerichtet. (Richard-Lehmann-Straße seit 1.8.1945)
BERNHARD GÖRING: 1916 SPD, 1921 Angestelltengewerkschaften, bis 1933 Vorsitzender Bund der religiösen Sozialisten Deutschlands, leitete ab März 1933 die illegale Widerstandsgruppe des AfA-Bundes in #Berlin...
...beteiligt an der sozialistischen Widerstandsgruppe Neu Beginnen, leitete ab 1938 fast alle Kreise der illegalen Angestelltenbewegung, wurde mehrfach verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt, aber durch Hilfe einiger Freunde nicht verurteilt...
...1945 führend am Wiederaufbau der #SPD und der #Gewerkschaften beteiligt, befürwortete die Vereinigung von SPD und KPD, bei Gründung der #SED Mitglied des Parteivorstands, ab Februar 1946 2. Vorsitzender im FDGB. (Bernhard-Göring-Straße seit 11.10.1950)
WILHELM LEUSCHNER: im Ersten Weltkrieg Soldatenrat nahe #Verdun, Gewerkschafter und sozialdemokratischer Politiker in #Hessen, später im Widerstand gegen den #Nationalsozialismus...
...stellte sich nach dem 20. Juli 1944, nachdem die Nationalsozialisten seine Ehefrau als Geisel festgenommen hatten, wurde vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und hingerichtet. (Wilhelm-Leuschner-Platz seit 1945)
Foto: Gedenkveranstaltung für die Leipziger Widerstandskämpfer am 13. Januar 2018 auf dem Südfriedhof
(via VVN/BdA, vvn-bda-leipzig.de/13-januar-11-u……) -

Es sei auf die Rede von MdL Jule Nagel (@luna_le) bei dieser Gelegenheit verwiesen: "Erinnern heißt Kämpfen" jule.linxxnet.de/index.php/2018…
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